Geheimschrift von Kaiser Karl V. dechiffriert
NANCY. Kaiser Karl V. war im 16. Jahrhundert einer der mächtigsten Männer der Welt – und lebte in ständiger Angst vor Mordanschlägen. Das geht aus einem Brief des Habsburgerherrschers, in dessen Reich wegen der spanischen Überseebesitzungen die Sonne nicht unterging, an seinen Botschafter in Paris, Jean de Saint-Mauris, hervor. Allerdings kannte bislang niemand den Inhalt des Schreibens aus dem Jahre 1547, denn der Kaiser hatte dieses – wie er das auch sonst oft tat – mit Hilfe eines ausgeklügelten Systems verschlüsselt. So verwendete er 120 Symbole, die arabischen Schriftzeichen glichen, darunter auch solche, welche keinen Sinn ergaben, um Codeknacker in die Irre zu führen, was bislang stets funktioniert hatte. Jetzt allerdings konnten die Kryptographin Cecile Pierrot vom Lorraine Research Laboratory in Computer Science and its Applications und die Historikerin Camille Desenclos von der Université de Picardie Jules Verne in Amiens, das Rätsel um die Geheimschrift von Karl V. lüften (Pressemitteilung der Bibliothèque Stanislas Nancy vom 23. November 2022). Dabei gelang der Einbruch in das System aber nur, weil Desenclos ein unverschlüsseltes Schreiben von de Saint-Mauris fand, an dessen Rand der Botschafter Hinweise zur späteren Codierung gekritzelt hatte. (ts)
Gold des Schatzes des Priamos ist bronzezeitlich
AMSTERDAM. Der sogenannte Schatz des Priamos besteht aus etwa 8.000 Einzelstücken, die der deutsche Archäologe Heinrich Schliemann nach eigenen Angaben am 31. Mai 1873 auf dem Siedlungshügel Hisarlık in der westlichen Türkei ausgegraben hat. Die Echtheit der Funde inmitten der angeblichen bronzezeitlichen Großsiedlung Troja, die nun als „Beutekunst“ im Moskauer Puschkin-Museum lagern, wurde in der Vergangenheit schon vielfach angezweifelt. Doch jetzt erbrachten massenspektrometrische Untersuchungen mit Laserabtragungsgeräten durch ein internationales Wissenschaftlerteam um Moritz Numrich von der Universität Heidelberg bemerkenswerte Ergebnisse: Die Zusammensetzung der Spurenelemente Silber, Kupfer, Zinn, Platin und Palladium in den Goldobjekten aus dem Schatz des Priamos deckt sich mit der charakteristischen metallurgischen Signatur des Goldes eines definitiv bronzezeitlichen Schatzes von der griechischen Insel Limnos (Online-Ausgabe des Journal of Archaeological Science vom 29. November 2022). Doch damit nicht genug: Auch das Gold aus den 4.500 Jahre alten Königsgräbern in der einstigen mesopotamischen Metropole Ur ähnelt dem von Hisarlık und Limnos auf höchst frappierende Weise. (ts)
Erste Sätze
Heinrich Heine nannte ihn den „weltlichen Heiland“, Johann Wolfgang von Goethe pries ihn als „Kompendium der Welt“.
Barbara Beßlich: Der deutsche Napoleon-Mythos. Literatur und Erinnerung 1800–1945, Darmstadt 2007
Historisches Kalenderblatt
29. Dezember 1972: Nach elf Tagen endet die Operation „Linebacker II“ in Nordvietnam. Bei den schwersten Bombenangriffen der US Air Force seit 1945 warfen B-52-Bomber in fast 1.000 Einsätzen 15.237 Tonnen Bomben auf die Regionen von Hanoi und Haiphong.