„Die Wirtschaft im Westen tendiert in Richtung des ‘weiblichen’ Dienstleistungsgewerbes und zur sukzessiven Schrumpfung der ‘männlichen’ Industriearbeit. Einst prosperierende Regionen sind heute Armutsgebiete. Seit einigen Jahren ist die männliche Arbeitslosenquote höher als die weibliche. Das alimentiert nicht gerade die Zukunftsperspektive der nachwachsenden männlichen Generation, ebensowenig wie der Slogan ‘Die Zukunft ist weiblich’. Die wachsende Verunsicherung bewirkt aber keine Neuorientierung, sondern fördert den reaktiven Trend, daß Männer um so mehr an traditionellen Bildern der Männlichkeit festhalten.“
Walter Hollstein, Männerforscher, in der Februar/März-Ausgabe des Magazins „Krautzone“
„Die Russen begannen den Krieg mit 100.000 bis 150.000 Mann. Heute haben sie rund 250.000 Mann. Mit der zweiten Mobilisierung, die bereits in vollem Gange ist, werden wir im Mai und Juni bei wahrscheinlich 600.000 bis 700.000 Mann sein. Sie werden schlecht geführt, schlecht ausgerüstet und versorgt sein, eine schlechte Moral und Ausbildung haben. In der russischen Geschichte ging es selten um Qualität, sondern fast immer um Zahlen. (...) Die Ukrainer werden also im Mai versuchen, blitzkriegartige Angriffe auf verschiedene Frontabschnitte durchzuführen, um hinter die russischen Formationen zu gelangen, sie von der logistischen Versorgung abzuschneiden und sie dann einfach zu zerlegen. Das ist eine riskante Strategie, aber wenn man bedenkt, wie viele Menschen und wieviel Material die Ukrainer haben, ist das wirklich die einzige Möglichkeit, die es zu diesem Zeitpunkt noch gibt.“
Peter Zeihan, ehemaliger Analyst des US-Thinktanks Stratfor, auf seinem Youtube-Kanal „Zeihan on Geopolitics“ am 23. Februar
„Keine Soft Power ohne Hard Power. Funktionsfähige Streitkräfte sind der Tatbeweis, daß Staaten ihre Interessen auch mit anderen Mitteln als Verhandlungen und Sanktionen durchsetzen können. Daran fehlt es den Europäern, und deshalb sind ihre internationalen Auftritte so zahnlos. Erst wenn es sich Europa nicht länger als amerikanische Kolonie bequem macht, nimmt es den neuen Weltkrieg in seiner ganzen Dimension ernst.“
Eric Gujer, Chefredakteur, in der „Neuen Zürcher Zeitung“ am 24. Februar
„Viele Journalisten haben sich ein pseudowissenschaftliches Vokabular zurechtgelegt, mit dem sie versuchen, ihre Weltsicht durchzusetzen. Wer in der Pandemie Kritiker von Maskenpflicht oder Schulschließungen zu Wort kommen ließ, trug angeblich zu einer ‘false balance’ bei und beförderte so das Geschäft von Verschwörungstheoretikern; wer auf Probleme bei der Integration von Zuwanderern hinweist, betreibt in den Augen mancher Kollegen eine ‘Diskursverschiebung’ nach rechts.“
René Pfister, „Spiegel“-Büroleiter in Washington, auf „Spiegel Online“ am 26. Februar
„Für die USA wäre es ideal, gemeinsam mit Großbritannien Deutschland als lokalen Kommandeur eines langen Stellungs- und Abnutzungskrieges zu dienstverpflichten. Die Pro-Ukraine-Rhetorik der deutschen Grünen bereitet das schon vor. Sie beschreiben den Krieg in derart manichäischen Tönen, daß man immer weniger versteht, wieso man wollen kann, keine Kriegspartei zu sein. Wenn Putin das ist, was von ihm behauptet wird, darf man dann die Ukrainer im Kampf für ihren Endsieg, der ja angeblich auch unserer wäre, alleine sterben lassen?“
Wolfgang Streeck, Soziologe, in der „Frankfurter Rundschau“ am 27. Februar