Zur Beruhigung sei die geneigte Leserschaft versichert: Nein, diese Seite soll nicht dauerhaft zum Forum der Phaleristen, also der Ordenskundler werden, auch wenn das Thema hier bereits in der vorigen Ausgabe stattfand (JF 9/23). Doch manchmal überschlagen sich eben die Ereignisse, so daß grundlegende Neuerungen in Sachen Bundesverdienstkreuz in kurzem Abstand erneut zur Sprache gebracht werden müssen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will nämlich nicht nur endlich das selbstgesteckte Ziel einer 40-Prozent-Frauen-Quote bei den Auszuzeichnenden erreichen, sondern auch die „geschlechtsspezifische unterschiedliche Größe des Ordenszeichens“ – die sogenannte „Damenschleife“ – abschaffen und durch ein Unisex-Verdienstkreuz ersetzen. Bisher ist die Version für Herren nämlich sage und schreibe acht Millimeter größer; irgendwo muß man ja mit der Überwindung des „Gender-Gap“ anfangen. Außerdem soll der Wortlaut der Verleihungsurkunden geändert werden. Künftig steht dort dann „in Anerkennung der um die Bundesrepublik Deutschland erworbenen besonderen Verdienste“. Bisher ist von Verdiensten um „Volk und Staat“ die Rede. Daß ein deutsches Staatsoberhaupt den Bürgern überhaupt einheitliche Auszeichnungen an die Brust heftet, ist ohnehin ein noch junges Phänomen. Strenggenommen stammt es aus – räusper– finsterer Zeit. Erinnern wir uns kurz: Die zwar alte, aber noch gute Zeit kannte keine Reichsorden, sondern preußische, bayerische, sächsische ... bis hin zu Reußschen. Noch im Ersten Weltkrieg mußte ein tapferer Württemberger seinen (König) Wilhelm Zwei um Erlaubnis ersuchen, wenn ihn der andere Wilhelm Zwei (als preußischer König und nicht als Kaiser) mit dem Eisernen Kreuz auszeichnete. In der Weimarer Republik war die Verleihung staatlicher Orden gleich ganz verboten. Das war sicherlich die geschlechtergerechteste Lösung.