© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/23 / 03. März 2023

Zeitschriftenkritik: Krautzone
Wann ist ein Mann ein Mann?
Werner Olles

Wie gewohnt sind sich die beiden Chefredakteure Florian Müller und Hannes Plenge beim Themenschwerpunkt „Männlichkeit“ der aktuellen Krautzone (31. Ausgabe, Februar/März 2023) nicht einig. Während Müller zur Bewältigung der „Krise der Männlichkeit“ eine Rückbesinnung auf die archaischen Wurzeln und traditionellen männlichen Werte und Tugenden als langfristige Lösung anbietet, betont Plenge das Konzept der Entwicklung einer zeitgemäßen, modernen Identität und plädiert für Ideale wie Verantwortung, Leistungsbereitschaft, Mut, Ehrgeiz und Tatkraft. Dies gehe jedoch nur, wenn Männer und Frauen gemeinsam ein gesundes Geschlechterverhältnis entwickelten und diese Werte an die Nachfolgegeneration weitergeben würden. 

Im Interview mit dem Schweizer Soziologen Walter Hollstein, der 1988 den Grundstein für die deutschsprachige Männerforschung legte und sich Jahrzehnte mit dem Thema „Männlichkeit“ befaßte, kritisiert dieser den feministischen Mainstream in Politik, Kultur und Gesellschaft. In seinen Büchern geht Hollstein auf neue Fragen und Entwicklungen in der Geschlechterfrage ein und meint, daß sich die „Krise der Männlichkeit“ mit Sicherheit verschärfen werde und man mit einer „normativen Abwertung des männlichen Geschlechts“ rechnen müsse. Diese Verunsicherung bewirke jedoch keine Neuorientierung, sondern fördere vor allem im unterprivilegierten Milieu den reaktiven Trend, daß Männer um so mehr an traditionellen Bildern der Männlichkeit festhielten.

Der schwedische Youtuber und Autor Marcus Follin, der seit vielen Jahren gegen Masseneinwanderung und linke Politik kämpft, betreibt daneben Kraft- und Kampfsport. Follin empfiehlt jungen Männern zusätzlich zu gesunder Ernährung, Schlaf, Erholung, Konzentration und Disziplin das Fitneßstudio, den „Eisentempel“. Sein Weg zu Nietzsches „Übermenschen“ ist eine Mischung aus Lebensratgeber, Politik- und Gesellschaftsanalyse und natürlich auch Sport als Verbindung von Körper und Geist, Physik und Metaphysik. 

Reinhild Boßdorf befaßt sich in ihrem Beitrag „Kampf der Geschlechter“ mit der Wahrnehmung von Männern in der modernen Popkultur und Medienlandschaft. Sowohl in der Filmindustrie als auch in der Musikbranche würden Männer zunehmend als gebrochen, feige, gewalttätig und toxisch dargestellt, während Verhalten wie Untreue, Betrug und Gewalt bei Frauen generell erlaubt sei. Die Autorin sieht hier eine „neue Form weiblicher Doppelmoral“ und Tatsachenverdrehung, die sich durch die gesamte Kunst- und Kulturszene ziehe. Was beispielsweise männlichen Entertainern sofort als „sexistisch“ angekreidet werde, gelte bei weiblichen als „Comedy“.

Kontakt: Blutdruck Verlag, Oberstr. 3, 47829 Krefeld, Das Einzelheft kostet 6,90 Euro, ein Jahresabo 44,90 Euro.

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