© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/23 / 03. März 2023

Kabinenklatsch
Klinsmann geht nach Südkorea
Ronald Berthold

Ich habe mir ganz schön die Augen gerieben, als ich las, daß Jürgen Klinsmann neuer Nationaltrainer Südkoreas wird. Ob sich das Land, das bei der WM in Katar begeisterte und dann im Achtelfinale an Brasilien scheiterte, damit einen Gefallen getan hat? Der 58jährige mag zwar Fußball-Experte sein, aber fast überall, wo er auftrat, ist er gescheitert und hat verbrannte Erde hinterlassen.

Schon vor zwölf Jahren, als ich monatelang intensiv publizistisch mit Lothar Matthäus zusammenarbeitete, hörte ich, wie der vermeintliche Sunnyboy das hinterhältige Mobbing zum Prinzip erhoben hatte. Es gibt immer zwei Sichtweisen, und ich kenne nur die des Rekordnationalspielers. Aber was der mir damals rückblickend über die „Zusammenarbeit“ mit Klinsmann bei Bayern, Inter Mailand und in der Nationalmannschaft erzählte, gehört zu den Dingen, die ich als unappetitlich empfand. Seitdem hatte ich ihn auf dem Kieker. Dann übernahm er Ende 2019 das Training von Hertha BSC. Um es kurz zu machen: Als er nach anfäglichen Strahlen vor den Kameras dann mit viel zerbrochenem Porzellan im Verein und mit nur zwölf Punkten aus neun Spielen plötzlich mit einer Abrechnung per Facebook die Arbeit einstellte, wußte ich, daß Matthäus nicht so falsch gelegen hatte. Was mich wundert, ist, daß solche Blender immer wieder auf die Füße fallen und neue Opfer finden. Nun also Südkorea. Als Bundestrainer hatte er nach zwei Jahren und dem Sommermärchen die Brocken hingeworfen. Danach scheiterte der Intrigant, der niemanden neben sich duldet, innerhalb von 15 Monaten beim FC Bayern, und auch in seiner Zeit als Coach der USA hat Klinsmann nichts gerissen. Ich glaube nicht, daß sich das in Asien ändert.