Sein langes Leben lang setzte sich der 1851 in Stolp in Hinterpommern geborene, 1938 in Potsdam gestorbene Sprach- und Literaturwissenschaftler Eduard Engel für „gutes Deutsch“ ein. Die Hauptwerke dieses strengen Puristen, seine „Deutsche Stilkunst“ (1911), „Sprich Deutsch!“ (1917) und „Gutes Deutsch“ (1918) erreichten bis 1933, als sie wegen der jüdischen Herkunft ihres Verfassers aus dem Buchhandel verschwanden, hohe Auflagen. Trotzdem ist dieser „Stillehrer und Sprachreiniger“, den die zur Kulturgeschichte Pommerns forschende Regionalhistorikerin Elsbeth Vahlefeld als Vorläufer des kürzlich verstorbenen „Stilpapstes“ Wolf Schneider präsentiert (Pommern, 1/2023), heute völlig vergessen. Was für Vahlefeld auch daran liegt, daß Engel, der von 1871 bis 1919 als „Amtlicher Stenograph“ im Deutschen Reichstag Politikerdeutsch protokollierte, zwar alle Formen der „Fremdwörtersucht“ aufs Korn nahm, aber in erster Linie gegen die heute nicht mehr relevante „Verwelschung“ des Deutschen durch eine Unzahl französischer Ausdrücke kämpfte. Von dieser Kritik nahm er auch die von „Causerien“ durchsetzten Romane seines Freundes Theodor Fontane nicht aus. Eingreifen durfte er in die Texte dieses zum Schulkanon zählenden Autors freilich nicht. Erlaubt wurde ihm das aber bei Karl May, dessen Werke er in den 1920ern „sprachlich bearbeitete“, indem er alle Fremdwörter tilgte, wovon aktuelle Ausgaben des Bamberger Karl-May-Verlages noch zeugen. Sie politisch korrekt zu zensieren, um sie von „kulturellen Aneignungen“ oder von „Rassismus und Sexismus“ zu „befreien“, wäre Engel jedoch nie eingefallen.