Ein Schritt nach vorn. Nach sieben Jahren bei RT hat es die Moderatorin Jasmin Kosubek geschafft, sich auch abseits des Kreml-Sprachrohrs einen Namen zu machen. Auf YouTube hat sie seit etwa einem Jahr eine neue Heimat gefunden – und mittlerweile knapp 80.000 Abonnenten. Auch wenn neue Anhänger dazugekommen sein dürften, erinnert ihr Kanal zumindest thematisch an RT. Kosubek fällt noch immer vor allem durch regierungskritische Interviews und Beiträge auf: Corona, Meinungsfreiheit oder auch der Ukraine-Krieg.
Doch die Schwäbin hat noch mehr zu bieten. Ein breiter Themenmix erlaubt auch ungewöhnliche Akzente, zum Beispiel zum Verkauf von LSD-Derivaten in Deutschland. Eine Wahlfreiheit, die sie bei RT zuvor nicht mehr gehabt habe. Und so wolle sie mit ihrem Kanal zwar an „Der Fehlende Part“ anknüpfen, jedoch losgelöster von aktuellen Schlagzeilen. Allerdings weiterhin mit einem festen Blickwinkel abseits der Mitte und mit der Motivation, „keine Angst davor zu haben, auch mal die eine oder andere politisch inkorrekte Frage zu stellen“. Die meisten Gäste, die seitdem vor Kosubeks Mikrofon Platz nehmen, sind im konservativen Milieu längst bekannt, die Thesen wenig überraschend.
Sendung und Technik sind professionell, doch oft bleiben kritische Fragen aus.
Dennoch bindet sie die Zuschauer. Die Moderatorin kommt stets mit einem Lächeln daher, die Gesprächsstimmung ist fast immer locker, die Aufmachung professionell. Doch am Ende bleibt sie ihren Gästen gegenüber zu unkritisch. Das Idol der Putin-Treuen, Daniele Ganser, erzählt in einem Video, die USA führten von Deutschland aus einen Krieg gegen Rußland. Der Berliner Rapper B-Lash sagt: „Wer heutzutage kein Verschwörungstheoretiker mehr ist, begeht Verrat an seiner Bevölkerung.“ Nachfragen stellt Kosubek auf populistische Aussagen wie diese nicht. Statt dessen stützt sie selbst das „Wir gegen die“-Gefühl in ihren Interviews und polarisiert. Ihr Gast zum Thema Spaltung, Angst und Lügen: ausgerechnet Ganser. Das ist schade. Denn es kommt nicht darauf an, welche Gäste man befragt, sondern darauf, wie kritisch man sie befragt. Kosubek, die ansonsten reichlich positive Akzente für das konservative Spektrum bietet, hakt nicht immer nach.