Es gibt in Deutschland wohl nur wenige, die in Wirtschaft und Politik gleichermaßen so zu Hause sind wie Kurt Joachim Lauk. Der 1946 geborene Stuttgarter war nicht nur von 2004 bis 2009 Europaabgeordneter und Präsident des Wirtschaftsrats der CDU von 2000 bis 2015, sondern auch Vorstandsmitglied bei führenden deutschen Unternehmen, wie Audi, Daimler und Veba (heute E.ON).
Seine langjährige, harte Kritik an der deutschen Wirtschafts- und Energiepolitik – auch und vor allem unter Angela Merkel – wiegt deshalb sehr schwer. Für ihn ist kaum zu begreifen und noch viel weniger zu akzeptieren, daß ausgerechnet die Partei Ludwig Erhards tatkräftig an der Abkehr von der Sozialen Markt- und Hinwendung zu einer quasisozialistischen Staatswirtschaft mitgeholfen hat. Schon 2015 warnte er vor den Gefahren dieser Politik: „Die großen Industrieunternehmen machen weltweit ihre Geschäfte und lassen die deutsche, zum Teil industriefeindliche Politik hinter sich.
„Es ist eine Schande“, so Kurt Lauk bestürzt, „wer heute auf dem Stuhl von Ludwig Erhard sitzt.“
Daß Lauk nicht übertrieben hat, bestätigt die aktuelle Wirtschafts- und Energiekrise, in der sich die schon seit einiger Zeit abzeichnende Deindustrialisierung Deutschlands deutlich beschleunigt. Vor allem energieintensive Unternehmen, wie etwa BASF, schließen Werke und errichten neue in China oder in den USA. Zu welchem Aberwitz sich die Politik hierzulande versteigen würde, hat aber auch Lauk nicht geahnt. Wer hätte etwa damit gerechnet, daß die letzten Kernkraftwerke mitten in einer Energiekrise abgeschaltet und damit bewußt noch höhere Strompreise in Kauf genommen werden würden? Und wer hätte für möglich gehalten, daß das Autoland Deutschland einmal eifrig auf ein EU-Verbot des Verbrennermotors hinarbeiten würde?
Besonders diese Entscheidung ist es, die den Automann Lauk entsetzt. Denn damit gebe Deutschland ohne Not seinen in vielen Jahren erarbeiteten Vorsprung in der Verbrennertechnologie auf und spiele dem Konkurrenten China in die Karten. Das stehe schon bereit, mit Hilfe des Batterieantriebs und seiner hier bestehenden Kostenvorteile den Autoweltmarkt zu erobern. Für ihn ist das Verbrennerverbot „die dümmste Entscheidung in der Geschichte der EU“ – was einiges heißen will, angesichts der an dummen Entscheidungen nicht eben armen Historie der Europäischen Union.
Lauk gibt sich keinen Illusionen hin: „Der Verbrennerausstieg ist ein großer Beitrag zur Deindustrialisierung Europas, insbesondere Deutschlands.“ Verantwortlich für die wirtschaftsfeindliche Tendenz der Politik macht er Angela Merkel, die „das Land vor die Wand gefahren hat“, wie er im Interview mit dem Journalisten Ralf Schuler sagte. Die Schuld an den aktuellen Fehlentscheidungen trage jedoch vor allem die unqualifizierte und technologiefeindliche Führung des Wirtschaftsministeriums, für die Ideologie wichtiger als Fakten sei und das wegen seiner Postenzuschieberei derzeit Schlagzeilen macht. „Es ist“, so Lauk bestürzt, „eine Schande, wer da heute auf dem Stuhl von Ludwig Erhard sitzt.“
Was den wirtschaftspolitischen Kurs der CDU angeht, setzt Lauk seine Hoffnungen in Friedrich Merz. Ob es mit diesem aber tatsächlich zu einer Erhard-Renaissance kommt, ist fraglich. Schließlich sind Lauks mahnende Rufe in der ordnungspolitischen Wüste, zu der die Union verkommen ist, nicht ohne Grund seit Jahren wirkungslos verhallt.