Die naturwissenschaftlichen Institute der 1910 gegründeten Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG), Vorgängerin der heutigen Max-Planck-Gesellschaft, waren eine Pflanzstätte für viele Nobelpreisträger. Mit der einzigen Ausnahme der an der Entdeckung der Kernspaltung beteiligten Planck-Schülerin Lise Meitner (1878–1968) war diese Spitzenforschung nicht „divers“, sondern eine Domäne alter, weißer Männer. Schon die Geschichte der KWG widerlegt damit den Glaubenssatz, der heute in der Wissenschaftsförderung die zentrale Rolle spielt: Nur die geschlechtliche, sexuelle und ethnische Diversität garantiere die Qualität wissenschaftlicher Arbeit, da heterogene Forschergruppen kreativer als homogene seien. Die Professoren Josef Pfeilschifter und Helmut Wicht (Institut für Allgemeine Pharmakologie und Toxikologie an der Uni Frankfurt), für die sich die Güte wissenschaftlicher Hypothese nicht nach der Forscherbiographie bemißt, wittern darin eine totalitäre Ideologie (Forschung & Lehre, 4/2023). Dystopisch anmutende Programme zur Förderungvon Diversität wie das der Deutschen Forschungsgemeinschaft stellten die Hochschulen unter den Generalverdacht der Diskriminierung und muten ihnen mit der „Integration“ eine sozialpolitische, geradezu wissenschaftsfeindliche Aufgabe zu.