© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/23 / 19. Mai 2023

Zeitschriftenkritik: Freilich
Sprachverdrehungen
Werner Olles

Mit dem Thema „Freiheit in Gefahr. Wie die ‘Cancel Culture’ unseren Alltag beeinflußt und die Freiheit bedroht“ befaßt sich die aktuelle Ausgabe (Nr. 21) der zweimonatlich erscheinenden Zeitschrift Freilich. Im Interview beschreibt die Politikwissenschaftlerin und Publizistin Ulrike Guérot, die bis zu ihrer Kritik an der Corona-Politik und den medizinisch fragwürdigen und und rechtlich semitotalitären Maßnahmen während der Pandemie als Liebling des linksliberalen Establishments galt, wie abrupt sich dies nach ihrer Kritik änderte. Zuvor gerngesehener Gast in diversen Talkshows von ARD, ZDF und Deutschlandfunk wurde sie nach dem Erscheinen ihrer Bücher „Wer schweigt, stimmt zu“ und „Endspiel Europa“ (beide 2022) aus dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen, Vorträge an Hochschulen wurden abgesagt, und gute Freunde wurden zu „schärfsten Feinden“. Doch sie knickte nicht ein und legte beim Rußland-Ukraine-Konflikt noch einmal nach, engagierte sich in der Friedensbewegung von Sahra Wagenknecht und kritisierte die „sehr einseitige Berichterstattung und eklatante Russophobie“. Ihre Plädoyers für Frieden und Verhandlungen brachten ihr Morddrohungen ein und die FDP-Politikerin Strack-Zimmermann bezeichnete sie auf Twitter als „widerlich“. Ihr aktuellen Buch „Das Phänomen Guérot“ legt offen, wie man vom Liebling des Mainstreams zur Persona non grata wird. 

Der Literaturwissenschaftler Günter Scholdt sieht die „Sprache als Kampfinstrument“, mit der heute Politik gemacht wird. So werden aus EU-Kritikern „Europafeinde“, und wer an der grotesken Genderideologie mit wahlweise Dutzenden bis Hunderten Geschlechtern zweifelt, ist ein „Frauen- oder Schwulenfeind“, Asylkritiker sind „Fremdenfeinde“. Scholdt nennt diese Sprachverdrehung „pure Demagogie“, die alles andere als harmlos sei, sondern eine „Leugnung der Realität“, die jedoch unser Denken, Fühlen und Handeln immer stärker beeinflusse.

Der Philosoph und Publizist Lorenz Bien war zu Besuch in der südfranzösischen Stadt Orange, die seit fast 30 Jahren rechts regiert wird. 1995 wurde Jacques Bompard vom Front National zum Bürgermeister gewählt. Aufgrund interner Auseinandersetzungen gründete Bompard die kleine Lokalpartei Ligue du Sud (Liga des Südens), die auch den Bürgermeister im Nachbarort Piolene stellt und einen Sitz in der Nationalversammlung hält. Seit 2021 regiert Yann Bompard in Orange, der das Amt von seinem Vater übernahm. Sein Programm erklärt er mit dem Satz: „Ich will eine Ordnung und Hierarchie, die die Natur und das Leben respektiert.“ Das Vertrauen der Bürger von Orange hat er damit gewonnen.

Kontakt: Freilich Medien, Mandellstraße 7, A-8010 Graz. Das Einzelheft kostet 13 Euro, ein Jahresabo 94 Euro.

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