© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/23 / 02. Juni 2023

Und nichts anderes zählt
Konzert: Metallica spielten im Hamburger Volksparkstadion
Werner Becker

Hamburg bebte, jedenfalls das Volksparkstadion. Die Metal-Legende Metallica begeisterte bei ihren einzigen beiden Deutschland-Konzerten dieses Jahr vergangenen Freitag und Sonntag in der Hansestadt Zehntausende Fans. Bei seiner Tour d’Ho­ri­zon durch die gut 40jährige Bandgeschichte spielte das US-Quartett um Sänger James Hetfield Klassiker wie „One“, „Enter Sandman“ und „The Unforgiven“, aber auch Songs von dem Mitte April erschienenen neuen Album „72 Seasons“.

Wenn eine Musikgruppe so lange im Geschäft ist, immer noch Platten veröffentlicht und weltweit Stadien füllt, stellt sich bei jedem neuen Werk die Frage: Taugt das noch was? Bei Metallica war das in der Vergangenheit nicht immer leicht zu beantworten. Zu sehr verließ das Quartett die stilistischen Grenzen, ging für eine Metalband auch abseits der Bühne ungewöhnliche Wege. Es sei nur an die Dokumentation „Some Kind of Monster“ erinnert, die bandinterne Konflikte zeigte. Doch trotz zeitweiliger Gerüchte und Befürchtungen hängten die Herren ihre Instrumente nicht an den Nagel. Die Four Horsemen, wie die Musiker nach einem ihrer ganz frühen Klassiker auch genannt werden, haben bereits einen langen Ritt in den Knochen. Absatteln wollen sie jedoch auch im Alter von 60 Jahren oder kurz davor noch nicht. 

Die Songs von dem neuen Album sind wenig eingängig

Was taugt nun ihr elftes Studioalbum „72 Seasons“? Mit gut 77 Minuten Spielzeit, verteilt auf zwölf Lieder, bekommt der Hörer so einiges geboten. Wenn man dem neuen Werk Zeit gibt, hat es seine Momente, die mehr als nur den Fuß mitwippen lassen. Die Riffs der Gitarreros James Hetfield und Kirk Hammett zünden wie eh und je, so beispielsweise in dem Stück „Too Far Gone?“. Andererseits sind die Songs, die bis zu elf Minuten lang sind („Inamorata“), wenig eingängig. Dem Vergleich mit den legendären Frühwerken halten sie nicht stand, also den unsterblichen Klassikern „Kill ’Em all“ (1983), „Ride the Lightning“ (1984), „Master of Puppets“ (1986) und dem Schwarzen Album (1991), das Metallica zur größten Metalband des Planeten machte. 

Das zeigte sich jetzt auch wieder in Hamburg. An „Nothing Else Matters“ oder dem Cover „Whiskey In The Jar“ führt eben kein Weg vorbei.