© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/23 / 02. Juni 2023

Frisch gepreßt

Gegen Rechte. Der deutsche Autor, Journalist und Historiker Per Leo versammelt in diesem aktuellen Werk kürzere Essays zum Thema Vergangenheitsbewältigung. Unterteilt wird dabei in zwei Themenblöcke: Texte, die sich ganz konkret um den historischen Nationalsozialismus drehen und Beiträge zur Gegenwart oder jüngeren Vergangenheit. Also: Gastarbeiter, Neue Rechte, Israel und „Mit Rechten reden“. Ob Leo eine historische Photographie des „Tags von Potsdam“ in die Hände fällt, bei der ihm das neben Hitler plazierte Blumenmädchen mehr interessiert als der Gefreite, ob er in die polnische Stadt Oświęcim reist und sie interessanter zu finden versucht als das nahe Vernichtungslager Birkenau, oder ob er über einen Gastarbeitersohn nachdenkt, den er aus alten Jugendtagen kennt – Per Leo kann zweifellos unterhaltsam schreiben und kneift auch bei heiklen Pointen nicht. Aber wenn es um politische Ansagen geht, bleibt dem konservativ gesinnten Leser nur Kopfschütteln übrig. Warum Deutschlands Zerrissenheit darin begründet sein soll, daß es sich nicht „vom Fetisch außenpolitischer Souveränität löst“ (als sei Souveränität keine grundlegende Überlebensfrage eines jeden Landes), erklärt Leo nicht, sondern streut es einfach ein. Und die „Neue Rechte“ hat er selbstverständlich auch längst durchschaut, besser als der Rest der Presselandschaft, weswegen er dieser auch massig Tips zum Umgang mit selbiger mitgibt. Nur wieso er dann genau diese Rechte ständig falsch zitiert und gewollt mißversteht, das erklärt das Buch nicht. (lb)

Per Leo: Vorletzte Lockerung. Texte zum Nachleben des Nationalsozialismus. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2023, gebunden, 374 Seiten, 26 Euro





Helgoland. Die Nordsee-Insel Helgoland ist gerade einmal vier Quadratkilometer groß und Heimat von lediglich 1.284 Einwohnern und nimmt dennoch einen hohen Stellenwert in der Geschichte Deutschlands ein. Hoffmann von Fallersleben schrieb hier 1841 das Deutschlandlied. Der österreichische Autor Fred Duswald faßt mit patriotischem Timbre die aufregende und abwechslungsreiche Geschichte der Nordsee-Insel und die unserer heutigen Nationalhymne zusammen. Mal unter dänischer, mal unter britischer Besatzung, gehört Helgoland seit dem Helgoland-Sansibar-Vertrag vom 1. Juli 1890 fest zum deutschen Staatsgebiet. Nach dem Zweiten Weltkrieg planten die Briten die vollständige Zerstörung der Insel und verursachten die größte nichtnukleare Detonation der Geschichte. Doch Helgoland trotzte dem Vorhaben und ist heute nicht nur „allergikerfreundlichstes“ Refugium, sondern aufgrund von über 400 Tier- und 600 Pflanzenarten auch als das „deutsche Galapagos“ bekannt. (jw)

Fred Duswald: Helgoland Wiege des „Liedes der Deutschen“. Eckartschrift Band 252, Österreichische Landsmannschaft, Wien 2023, broschiert, 108 Seiten, 11,50 Euro