© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 25/23 / 16. Juni 2023

Brisanter Entwurf der EU zur Ökodesign-Richtlinie für Heizungen
Renditechancen für Florida
Jörg Fischer

Laut Ampel-Koalitionsvertrag sollte ab 2025 „jede neu eingebaute Heizung auf der Basis von 65 Prozent erneuerbarer Energien betrieben werden“. Sprich: Ohne Wärmepumpe oder Fernwärme geht nichts mehr. Doch die Firmenlobbyisten, die sich als „Klimaschützer“ ausgeben, drängten Bau- und Wirtschaftsministerium bei der Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) zur Eile. Das von der Großen Koalition verordnete Verbot für neue Öl- und Kohleheizungen ab 2026 sei zu lasch. Daher präsentierten Klara Geywitz (SPD) und Robert Habeck (Grüne) einen radikalisierten „Heizungshammer“, der auch Gas- und Holzheizungen schon ab 2024 verbannen will.

Die CSU und die Freien Wähler mobilisieren Kundgebungen, die AfD ist prinzipiell gegen das GEG. Und dank FDP wird die Novelle wohl nicht vor der Sommerpause verabschiedet – aber Hauseigentümer und Mieter können dennoch nicht aufatmen. Warum? Das offenbart das Lächeln von David Gitlin im Handelsblatt: Es sei egal, „ob eine Rechtsvorschrift am 1. Januar oder am 1. Juli verabschiedet“ werde, es gehe um die „langfristige Perspektive“, erklärte der Chef des US-Konzerns Carrier Global, der gerade dabei ist, die Wärmepumpen-Sparte von Viessmann zu übernehmen. „Die Geschwindigkeiten in einzelnen Märkten oder Ländern mögen sich unterscheiden, aber nicht die Marktentwicklung: Wir bewegen uns weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energien“, so frühere Spitzenmanager von Collins Aerospace.

Und der 2021 erfolgte Wechsel Gitlins von einem Rüstungskonzern in North Carolina zur Leichtindustrie in Florida dürfte sich nicht nur mit Blick auf das Wetter, sondern auch mit Blick auf Brüssel gelohnt haben: Der Entwurf der EU zur neuen Ökodesign-Richtlinie für Heizungen ist eine Verordnung, die nicht nur für die 84,3 Millionen Einwohner Deutschlands, sondern für alle 447 Millionen EU-Bewohner gelten soll. Der „Heizhammer“ der Brüsseler Lobbyisten soll zwar erst aber 2029 gelten, er würde aber nicht nur Öl- und Gaskessel, sondern auch Holz- und Biogasheizungen zertrümmern. Denn die EU-Richtlinie verlangt „115 Prozent Effizienz“. Das klingt absurd, bedeutet aber nur: Aus einer Kilowattstunde (kWh) eingesetzter Energie sollen mindestens 1,15 kWh Heizleistung werden. Und das kann selbst die schlechteste Wärmepumpe made in USA.