© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 25/23 / 16. Juni 2023

Blick in die Medien
Der Sidekick schlägt zu
Boris T. Kaiser

Auf Youtube gibt es seit kurzem eine Serie, die Fans der alten „Harald Schmid Show“ das Herz mehr als nur ein wenig höher schlagen lassen dürfte. Einmal in der Woche spricht der Audioproduzent „Radio-Legende Neu“ in der „About Schmidt Show“ mit Schmidts legendärem Sidekick Manuel Andrack über dessen Erfahrungen als führender Mitarbeiter von Deutschlands einzig wahrer Late-Night-Show. 

Hier und da erfährt man darin gar etwas über dessen private Begegnungen mit seinem ehemaligen Chef – obgleich er betont, daß solche, angesichts ihres professionellen Verhältnisses, rar gesät gewesen seien. Daß auch ein Kultmoderator nicht immer nur Profi ist, zeigt eine Anekdote über eine Ausgabe des Formats, in der das Model Nadja Auermann zu Gast war. Mit der saß Schmidt anschließend noch so lange in der hauseigenen Bar des Studios, daß am nächsten Tag „viel gepudert“ werden mußte, um den Großmeister wieder kameratauglich zu machen.

Die für heutige Verhältnisse totale politische Inkorrektheit der „Harald Schmidt Show“ kommt zur Sprache.

Andrack räumt in dem Videopodcast auch mit dem weit verbreiteten Irrtum auf, daß der bei den meisten Schmidt-Enthusiasten bis heute verhaßte Oliver Pocher dem Entertainer von der ARD als Co-Moderator aufgedrängt worden sei. „Schmidt und Pocher“ war wirklich der ausdrückliche Wunsch von Schmidt und seinem Freund und Produzenten Fred Vogel.

Auch die vor allem für heutige Verhältnisse totale politische Inkorrektheit der „Harald Schmidt Show“ ist immer Thema. So sprechen Andrack und Neu ausführlich über den „Er hat Neger gesagt“ -Clip, der bei Youtube bis heute ein absoluter Klickhit ist. 

In einem der von den beiden eingespielten Ausschnitte sagt „Dirty Harry“ innerhalb von 28 Sekunden, von „mach die Beine breit“ über „meine italienischen Schwuchtel-Treter“ bis zu barfuß Fußball spielenden Rumänen, gleich drei Dinge, für die er heute sofort gecancelt oder zumindest am Internetpranger gerügt werden würde. 

Nicht wenige dürfte es angesichts solcher Perlen des gepflegten Brachial-Humors mit nostalgischer Traurigkeit erfüllen, wie (angriffs)lustig man im deutschen Fernsehen einmal sein durfte.