© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/23 / 04. August 2023

AfD-Parteitag in Magdeburg
Alles rechts oder was?
Christian Vollradt

Man kann schon die Uhr danach stellen: Nach jedem Parteitag der AfD ist allenthalben vom nun noch rechteren Rechtsruck der Partei zu lesen und zu hören. Diesmal kommt als Hintergrundrauschen neu hinzu, daß es offensichtlich zur Jobbeschreibung des Verfassungsschutzpräsidenten gehört, die Wahlergebnisse einer Listenaufstellung quasi in Echtzeit in den Medien zu kommentieren. So weit, so absehbar.

Doch was da am Wochenende in Magdeburg von denen, die sich um ein Mandat für Europa bewerben wollen, geäußert (und manchmal auch gebrüllt) wurde, war nun wirklich nichts Ungewöhnliches. Weniger Einwanderung, mehr Grenzschutz, weniger „Brüssel“, mehr nationale Souveränität. So weit, so absehbar.

Dabei ist die AfD für eine kritische Öffentlichkeit durchaus beobachtungswürdig – jenseits der ausgetretenen Pfade, wie rechts, ganz-rechts, noch-rechter sie sich geriert. Denn auffallend ist neben den Beschwörungen der Blauen, man sei nun einig und harmonisch und erwachsen, der fast einhellig bekundete Wille, in Bälde mitzuregieren. Das freilich läßt sich im Kreise der von den aktuellen Umfragewerten entzückten Parteitagsdelegierten leichter sagen, als es in der politischen Wirklichkeit umzusetzen ist. 

Dort aber muß die AfD den Beweis erbringen, daß sie sich tatsächlich professionalisiert, ihre Kinderkrankheiten überwunden hat. Einen ersten Anfang kann die Partei nun setzen. Nicht in der großen EU, sondern im kleinen Landkreis Sonneberg.