© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/23 / 04. August 2023

Fabian Wolff gefiel sich jahrelang mit Verweis auf sein Judentum als moralische Instanz. Nun platzte eine Bombe.
Der Scharlatan
Artur Abramovych

Bis vor wenigen Tagen konnte sich Fabian Wolff keines eigenen Wikipedia-Eintrags rühmen. Wohl nur im linken Feuilleton – sowie in jüdischen Kreisen, da er sich, explizit als Jude, wiederholt gegen den jüdischen Staat positionierte – war er zuvor kein Unbekannter. Der Grund für seinen jäh gestiegenen Bekanntheitsgrad ist, daß er, wie sich nun herausstellt, keineswegs Jude, sondern nichts weiter als ein gemeiner Deutscher ist – also genau das, wogegen er jahrelang angeschrieben hat.

Nachdem der 1989 in Ost-Berlin geborene Wolff sich zunächst im jüdischen Establishment bewegt und in der vom Zentralrat der Juden in Deutschland herausgegebenen Jüdischen Allgemeinen publiziert hatte, wandte er sich gegen diese. Er warf beiden vor, gegen den Islam zu agitieren (obwohl die politisch korrekte JA den Islam fast nur mit Samthandschuhen anfaßt), und avancierte zu einem der in linken Redaktionen gefragtesten „israelkritischen“ deutschen Juden.

Zuletzt machte er vor zwei Jahren von sich reden, als er die moslemischen Mobs, die sich vor deutschen Synagogen versammelt und „Scheiß Juden“ skandiert hatten, von jeglichem Antisemitismus freisprach und als Reaktion auf die rassistische Politik Israels deklarierte sowie Israelboykotteure in Schutz nahm. Zugleich schimpfte er auf „die Deutschen“, die ihn zum Auswandern zwängen. Unter Linksradikalen erfreute sich Wolffs 2021 in der Zeit erschienener Text großer Beliebtheit; der Pianist (und israelfeindliche Jude) Igor Levit bekundete gar, bei der Lektüre Freudentränen vergossen zu haben.

Fabian Wolff stand die Demaskierung unmittelbar bevor. Nun hat er die Flucht nach vorne angetreten.

Im nachhinein wirkt der Text unfreiwillig komisch, behauptete Wolff doch, es widerstrebe ihm, ihn auf deutsch abzufassen, er schriebe lieber auf englisch. Auch benützt er etliche jiddische Ausdrücke und spielt bevorzugt auf jüdische Filme und Bücher an. Sichtlich versuchte er sich in der imitatio des amerikanisch-jüdischen Schlemihl-Typus, jenes mit dem eigenen Judentum hadernden und sich stets fremd fühlenden Intellektuellen, den er aus den Werken von Woody Allen und Philip Roth kennt.

Dieser Typ Jude ist nur in der Diaspora möglich; in Israel hingegen trifft man ihn kaum, denn im eigenen Land ist Judesein eine Selbstverständlichkeit und wird nicht beständig problematisiert. Auch ist dieser Typus nicht wehrhaft und für Israel somit nutzlos. Daher ist Wolff nach seiner Selbstjudaisierung auch nicht etwa zum jüdischen Nationalisten avanciert, sondern im Gegenteil zum vermeintlich jüdischen Nestbeschmutzer.

Wegen Unstimmigkeiten in seiner konstruierten Familiengeschichte stand Wolff die Demaskierung unmittelbar bevor; er trat die Flucht nach vorne an. In einem Essay in der Zeit behauptet er nun, seine verstorbene Mutter habe ihm ihre jüdische Abstammung eingebleut. Was besonders perfide ist, da sie nicht widersprechen kann.

Linke Israelfeinde wie der Journalist Hanno Hauenstein sind Wolff bereits zur Seite gesprungen. Auch linke Juden wie Meron Mendel von der sogenannten Anne-Frank-Bildungsstätte in Frankfurt am Main versuchen, den Skandal kleinzureden. Es gereicht Philipp Peyman Engel von der JA zur Ehre, daß er Wolffs selbstmitleidiges Bekenntnis in Zweifel zieht und auf eklatante Widersprüche im Text dieses offenbar pathologischen Lügners hinweist.






Artur Abramovych ist Vorsitzender der Bundesvereinigung Juden in der AfD