© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/23 / 18. August 2023

Kalauer der Woche
Grüß mir die Sonne
Christian Vollradt

Zugegeben, es fällt wirklich schwer, das Phrasenschwein im Zaum zu halten. „Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen“ oder „Nur fliegen ist schöner“, oder aber „Zuhause ist es am schönsten“ – das alles wären einfach die naheliegendsten, zweifellos wohl auch plattesten Sentenzen, die einem angesichts des Pannenpechs unserer Bundesaußenministerin in den Sinn kommen. Politiker sollten nicht – hihihi – die Bodenhaftung verlieren, das hätte fast eine moralisch-zeigefingernde Komponente. Um „Wer wird denn gleich in die Luft gehen“ zu verstehen, müßte man schon älter oder Raucher oder am besten (um Himmels willen, nein!) beides sein. Annalena Baerbocks Schicksal und das ihrer Delegation samt mitreisender Journalisten gleicht dem, was Hunderttausende tagtäglich mit der Bahn erleben: Mit dem gewählten Reisemittel nicht zum Ziel zu kommen, hilflose Durchsagen des Zug- respektive Flugchefs inklusive. Immerhin war die Wagenreihung im Airbus der Flugnichtganzbereitschaft wohl nicht umgekehrt. Statt Frauenfußball-WM und Rückgabe von Kulturgütern an die Aborigines also der heimische Schreibtisch am Werderschen Markt in Berlin. Wahrscheinlich noch eine Vorlagenmappe mit unangenehmen Hinweisen auf Putschmittel in der Sahelzone. Der erste Staatsbesuch auf den Fidschis? Nischt jeworden, ein Reinfall wie das Sommerwetter. Dazu noch die Häme der anderen. Von wegen Flugscham, und dann dieses tonnenweise Kerosinverdampfenlassen in der Luft. Daß das ausgerechnet einer grünen Ministerin passieren muß, die sich eine Staatssekretärin mit Greenpeace-Hintergrund ins Vorzimmer pflanzte. So, nun wollen wir die Landeklappen ein, äh, ausfahren und die Phrasensau rauslassen: „Flieg nicht zu hoch, mein kleiner Freund“, denn „Über den Wolken, muß die Freiheit wohl grenzenlos sein …“