Linientreue wird vom System belohnt. Die Satirikerin Sarah Bosetti bekommt eine eigene Late Night Show auf 3sat. Es ist eine weitere Sprosse auf einer Karriereleiter, die die Komikerin ohne Corona so wohl nie erklommen hätte.
Bosetti gehörte in den vergangenen drei Jahren zu den staats- und regierungsgläubigsten Stimmen in der deutschen Öffentlichkeit. Seit September 2020 sagt sie im ZDF-Internet-Format „Bosetti will reden!“ all das, was die Mächtigen gerne von ihr hören wollen. Manchmal ist sie dabei ein wenig über das Ziel hinausgeschossen. So wie damals im Dezember 2021, als sie die Kritiker der Corona-Politik der Bundesregierung nicht nur „ziemlich weit rechts unten“ einordnete, sondern sie obendrein auch noch als „Blinddarm“ der Gesellschaft bezeichnete, der für „das Überleben des Gesamtkomplexes“ sowieso „nicht im strengeren Sinne essentiell“ sei. Im Grunde ist die 39jährige Blondine so etwas wie die Barbara-Schöneberger-Version der früheren Funk-Wissenschaftsmoderatorin Mai Thi Nguyen-Kim; also eine fleischgewordene Pharma-Werbung.
Ein Blick auf die Produktionsfirma der geplanten Show läßt Altbekanntes erahnen.
Entsprechend konform dürften die Pläne für „Bosetti Late Night“ aussehen. Was um so trauriger ist, da das Grundkonzept an sich interessant klingt. In der Sendung, die ab dem 22. Oktober einmal im Monat auf 3sat laufen wird, soll sich die Moderatorin mit prominenten Gästen und dem Publikum nicht nur mit aktuellen Themen auseinandersetzen, sondern auch damit, wie über diese gesprochen wird. Das klingt erstmal nicht schlecht. Da gibt es viel aufzuarbeiten. Man könnte zum Beispiel über die woke Cancel Culture debattieren.
Für böse Vorahnungen zur Zusammensetzung der Zuschauerreihen und Gästeliste genügt allerdings ein Blick auf die verantwortliche Produktionsfirma Turbokultur GmbH in Berlin und ihre Vielfältigkeits-Werke wie die ARD-Dokumentation „Ramadan in a Day“, „Studio Orange“ mit Sophie Passmann oder „Stay Live“, bei dem unter anderen der linksradikale Rapper Danger Dan auf den Altlinksrocker Udo Lindenberg trifft. Die Turbokultur-Reihe „Heroes“ widmete sich altbekannten Helden wie Kurt Krömer, Hazel Brugger oder Enissa Amani.