© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/23 / 15. September 2023

Zur Ausbreitungsgeschichte der prähistorischen Menschen
Balkanroute bevorzugt
(dg)

Der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 2009 bis 2021 geförderte, an den Universitäten Köln, Bonn und Aachen angesiedelte Sonderforschungsbereich (SFB) „Our way to Europe“ hatte zum Ziel, die bisher nur in groben Zügen bekannte Ausbreitungsgeschichte des Homo sapiens in urgeschichtlicher Zeit weiter aufzuhellen. Wesentliche Resultate des interdisziplinären Unternehmens sind die Rekonstruktion der ostafrikanischen Herkunftsräume des vor 200.000 Jahren Richtung Eurasien aufgebrochenen prähistorischen Menschen, die Bestimmung der „Balkanroute“ als seines damals schon bevorzugten Wanderungswegs. Damit dieses Wissen den akademischen Elfenbeinturm verläßt, wurde in den SFB ein Projekt zur „Lehrkräftebildung“ integriert, das eine digitale Lerneinheit zum Vergleich prähistorischer und aktueller Migration aus Afrika entwickelte, deren politisch zeitgemäße Botschaft die Kölner Geographie-Didaktiker um Alexandra Budke formulieren: „Die Mobilität von Menschen prägt die Diversität von Gesellschaften und führt eine Vielfalt von kulturellen Identitäten zueinander“ (Geographische Rundschau, 6/2023). Mobilität und Migration verschmelzen in diesem ahistorischen Weltbild zur anthropologischen Konstante, die wie im UN-Migrationspakt von 2018 grundsätzlich „positiv“ bewertet wird. 


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