Der Betrug war gewaltig. Mit den schätzungsweise 30 Milliarden Euro, die Deutschland durch skrupellose Banker und mindestens nachlässige Politiker verloren gegangen sind, hätte der Bund ein Jahr alle Hartz-IV-Gelder zahlen können.
Erst 2021 urteilt der Bundesgerichtshof: Cum-Ex und Cum-Cum waren rechtswidrig. Zu verdanken ist das unter anderem Anne Brorhilker, einer 49jährigen Volljuristin, die seit 2013 in Sachen Cum-Ex ermittelt. Und ausgerechtet dieser Oberstaatsanwältin, welche der Finanznachrichtendienst Bloomberg zu einem der 50 wichtigsten Menschen auf der Welt erklärte, will nun der neue grüne Justizminister Nordrhein-Westfalens ihr halbes Team wegnehmen.
Sie ist ungemein effektiv und erfolgreich. Auf ihrem Tisch liegen über 100 Fallkomplexe mit mehr als 1.400 Beschuldigten mit besten Namen und tiefen Taschen. Der Cum-Ex-Raub war dem Bundesfinanzministerium unter SPD-Mann Hans Eichel nachweislich seit 2002 bekannt. Der Steuerklau lief auch noch unter Peer Steinbrück (ebenfalls SPD) weiter. Erst zum Ende der Amtszeit Wolfgang Schäubles (CDU) gelingt es dem Gesetzgeber, die „Lücke“ gesetzlich abzudichten.
Und dann kommt Olaf Scholz. 2018 Finanzminister, danach Kanzler. Zuvor war er Erster Bürgermeister Hamburgs. Dort geht ein Ausschuß der Frage nach, ob Scholz einen der Strippenzieher der Cum-Ex-Geschäfte protegierte. Nun regiert Scholz zusammen mit den Grünen in Berlin. Und die wollen Brorhilker jetzt offenbar fallen sehen.