Im britischen Bildungssystem fallen weiße Schüler, genauer gesagt: weiße Jungs aus der Arbeiterschicht, immer weiter zurück und liegen deutlich hinter indischstämmigen, ostasiatischen und vielen schwarzen Mitschülern. Das ergab der neueste Bericht des Education Policy Institute, einer bildungspolitischen Denkfabrik aus London. Seit der Corona-Zeit haben sich demnach die leistungsstarken Schüler aus ethnischen Minderheiten (einzige Ausnahme: Schwarze aus der Karibik) relativ verbessert, die Weißen fielen weiter zurück.
Schon seit Jahren ist es eigentlich bekannt, wird aber aus politischer Korrektheit höchstens halblaut gesagt: Weiße Kinder aus der Unterschicht sind die große Verlierergruppe in der multiethnischen britischen Gesellschaft. Während die tonangebende Medienklasse viel über Rassismus, Diskriminierung und die Förderung der „BAME“ (Black, Asian, Minority Ethnic) spricht, landet die weiße, ethnisch-britische Arbeiter- und Unterschicht im Abseits. Die langen Schulschließungen in den Corona-Jahren haben gerade diesen Kindern sehr geschadet.
Das zeigen auch die Daten von Ucas, dem „University admissions service“. Weiße Schüler schaffen es seltener als alle anderen demographischen Gruppen (bis auf Gipsy/Roma) an die Universität. Schon vor Corona gelang nur 13 Prozent der ärmeren weißen Jungs, die an der Schulspeisung teilnahmen, der Sprung an die Hochschule. Die Minderheiten überholen. Weit über die Hälfte der schwarzen Schüler mit afrikanischen Wurzeln und, noch mehr, der Inder und Chinesen schaffen den Aufstieg an die Universitäten. Offenbar liegt das auch daran, daß ihre Familien eisern auf Bildung, Fleiß und Lerndisziplin setzen, während die entmutigte weiße Unterschicht sich vielfach schon aufgegeben hat.
Einkommensunterschiede zum weißen Durchschnitt
Das zeigt sich auch in den Einkommensstatistiken, wie der Ökonom und Publizist Christopher Snowdon schon vor zwei Jahren im Spectator hervorhob: Briten mit indischen Vorfahren verdienen im Schnitt zwölf Prozent mehr als der weiße Durchschnitt, die fleißigen und bildungsbeflissenen Chinesen sogar 30 Prozent, die nicht sozial schwächeren Bangladeschi-Briten indes 20 Prozent weniger und die Schwarzen neun Prozent weniger als der weiße Durchschnitt.
Wegen der schlechteren Bildungsabschlüsse werden die Weißen wohl weiter zurückfallen. „Und obwohl weiße Männer aus der Arbeiterklasse die größte benachteiligte Minderheit sind, ist es doch am wenigsten modisch, ihre Sache zu vertreten“, beklagte Snowdon. In der „intersektionalen Opfer-Pyramide“ stehen sie ganz unten, „belegt mit Ideen von ‘toxischer Männlichkeit’ und ‘weißen Privilegien’“, meint Snowdon.
Als der konservative Parlamentsabgeordnete Robert Halfon als Vorsitzender des Bildungsausschusses vor zwei Jahren in einem Bericht schrieb, daß weiße Schüler aus der „working-class“ die eigentlich Vernachlässigten seien und die Rede vom „white privilege“ für sie wie Hohn klinge, erhob sich viel Geschrei. Und dennoch bleibt es wahr.