© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/23 / 20. Oktober 2023

Frisch gepreßt

Wikipedia. Seit 2001 stellt Wikipedia nahezu das gesamte Wissen des Internets kostenlos zur Verfügung. Dank der Online-Enzyklopädie stehen prägnant zusammengefaßte Artikel über bedeutende Romane, chemische Prozesse bei der Photosynthese oder den Aufbau eines Schaltkreises zur Verfügung. Doch Wikipedia hat auch Schattenseiten. Andreas Mäckler beschreibt auf 272 Seiten die Probleme, die mit einem digitalen Wissensmonopol einhergehen, darunter politische Einseitigkeit und Korruption. So kommt beispielsweise der ehemalige stellvertretende US-Finanzminister Paul Craig Roberts zu Wort und erhebt schwere Vorwürfe gegen das Internet-Lexikon. Er sei 2019 darauf hingewiesen worden, daß sein Wikipedia-Eintrag ihn als „lautstarken Unterstützer der aktuellen russischen Regierung“ bezeichnet habe. Die einzige Quelle für diese Behauptung: ein diffamierender Artikel des linken US-Nachrichtenmagazins Daily Beast. Zudem räumt das Buch mit dem Mythos auf, wonach Wikipedia ein nichtkommerzielles Herzensprojekt sei. So habe die hauseigene Stiftung, die Wikimedia Foundation, im Finanzjahr 2021/22 rund 165 Millionen US-Dollar eingenommen. (st)

Andreas Mäckler: Schwarzbuch Wikipedia 2. Zeitgeist Verlag, Höhr-Grenzhausen 2023, broschiert, 272 Seiten, 19,90 Euro





Propaganda. Massenmedien betreiben Propaganda, da ist sich die linke Journalistin Caitlin Johnstone sicher. In dem Versuch, daraus eine Verschwörung globalen Ausmaßes abzuleiten, verläuft sich die Australierin jedoch in krude Theorien. Die US-Medienlandschaft – sei es die New York Times, CNN oder National Public Radio – berichten Johnstone nicht „ausgewogen“ genug. Es handele sich nur um Propaganda-Medien des globalen US-Imperiums, da es allerlei personelle Verstrickungen zwischen Washington und einflußreichen Philanthropen großer Mediengruppen gibt. Wieviel System tatsächlich hinter dem „System“ steckt, wissen am Ende wohl nur George Soros – und Caitlin Johnstone. Denn „nur weil sich ein Großteil des propagandistischen Verhaltens der Massenmedien ohne geheime Absprache erklären läßt, heißt das nicht, daß es keine geheimen Absprachen gibt“. Sie ist daher sicher, daß die Eliten sich gegen sie und ihre Genossen verschworen haben. Wer sich begeistern läßt von US-Kritik und „Klassenkampf statt Kulturkampf“, dem wird dieses Buch gefallen. (sv)

Caitlin Johnstone: Das Erste Hilfe-Büchlein gegen Propaganda. Wie wir unseren Verstand in einer verrückten Welt bewahren können. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2023, broschiert,144 Seiten, 16 Euro