© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/23 / 03. November 2023

Vertrauensstatistik: Die angemaßte Autorität der politisch Korrekten
Am Ende machtlos
(ob)

Der Kommunikationswissenschaftler Thomas Petersen, Projektleiter beim Allensbacher Institut für Demoskopie, verkündet der Berliner „Elite“ frohe Botschaft. Seit 2011, als sein Institut eine Umfrage über die Einstellung der Bundesdeutschen zur Autorität durchführte, habe das Vertrauen in institutionalisierte Autoritäten wie Bundestag, Bundesregierung, Parteien und große Wirtschaftsunternehmen „alles in allem zugenommen“. Selbst das Vertrauen in die derzeitige Ampelkoalition sei Ende 2022 noch größer gewesen als in Bundesregierungen vor zehn bis zwanzig Jahren. Bis 2022 sei die Rede von der „Autoritätskrise“ also demoskopisch nicht gestützt worden. Allerdings rangieren in Petersens Vertrauensstatistik diese Institutionen nur in der unteren Hälfte, wo etwa den Parteien nur 24 Prozent „sehr oder ziemlich viel Vertrauen“ entgegenbringen. Im anderen Licht erscheint die Autorität der Herrschenden, soweit die Frage auf die konkrete Bereitschaft der Beherrschten zielt, ihnen im Alltag zu folgen. So lehnen 71 Prozent der Befragten die von Politik und Medien propagierte „gendergerechte Sprache“ ab. Selbst 65 Prozent der Grünen-Anhänger sind dagegen. Für die Gesellschaft bergen solche von der Lebenswirklichkeit der Bürger entkoppelte Praktiken „politischer Korrektheit“ einiges Konfliktpotential. Denn Politik und Medien verfügten nicht über die Autorität, „korrekte“ Sprache und „Haltung“ gegen Einstellungen der absoluten Mehrheit durchzusetzen. Hier treffe echte auf angemaßte Autorität. Wer versuche, Regeln zu setzen, denen die Mehrheit nicht folgt, „ist am Ende machtlos“ (Die Politische Meinung, 581/2023). 


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