Führe ich neue Mitarbeiter durch den Verlag, stoppe ich stets bei ihm und erkläre ehrfurchtgebietend: „Neben mir ist dieser Mann am längsten bei der JF!“ Sein Debüt gab er im Januar 1992 im von ihm mit ins Leben gerufenen Ressort „Aus der Hauptstadt“. Als Monatszeitung, noch im badischen Freiburg ansässig, wollten wir deutlich machen, wo nach der Wiedervereinigung die Musik spielen wird: Berlin. Sein erster Text beschäftigte sich mit dem Feuilleton-Streit um den Stasi-Spitzel und Poeten Sascha Anderson.
Als festangestellter Redakteur sollte Thorsten Thaler im November 1995 an Bord kommen, nachdem die JF in der Hauptstadt Wochenzeitung geworden war. Wenige Jahre später wurde er Stellvertretender Chefredakteur und übernahm die Leitung des Kulturteils. Die sprichwörtliche harte Schale, die den Reinickendorfer kennzeichnet, verdeckt tatsächlich einen weichen, romantischen Kern. Teil dieses Kerns wurde schnell die JF, die er in sein Herz schloß und entscheidend mitprägte – als Journalist mit Leib und Seele und nicht zuletzt als ein äußerst akribischer und belesener Lektor aller Buchtitel, die er für die JF-Edition begleitete.
Vor wenigen Jahren hat sich Thorsten Thaler einen Lebenstraum erfüllt: Nach bestandener Motorradführerscheinprüfung präsentierte er eines Tages seine nagelneue Harley Davidson. Mit ihr rollt der leidenschaftliche Leser von Ernst Jünger und Charles Bukowski sowie Opern- und Heavy-Metal-Verehrer am 16. Dezember „über die Linie“ und kann seinen 60. Geburtstag feiern.