© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/24 / 05. Januar 2024

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Das kulturrelle Jahresprogramm beginnt in diesem Januar mit meinem Lieblingskomponisten Richard Wagner. Genauer: mit der konzertanten Aufführung „Wagner/Loriot – Der Ring an einem Abend“ in der Berliner Philharmonie. Der Humorist Vicco von Bülow alias Loriot, der 2023 seinen hundertsten Geburtstag gefeiert hätte (JF 46/23), brachte seinen mit eigenen Zwischentexten versehenen „Ring“ mit Auszügen aus Wagners vierteiligem Opernzyklus gern selbst zur Aufführung, erstmals bei der Premiere 1992 im Mannheimer Nationaltheater. Nun führt am 22. Januar der Schauspieler Jan Josef Liefers durch den Abend. Als Rechtsmediziner Prof. Dr. Karl-Friedrich Boerne läßt Liefers sich im kultigen „Tatort“ aus Münster an der Seite von Axel Prahl seit 20 Jahren mit Wagner-Opern die Arbeit versüßen und neckt seine kleinwüchsige Pathologie-Assistentin dabei ewig stichelnd als „Alberich“. Den musikalischen Teil mit wesentlichen Szenen aus „Das Rheingold“, „Die Walküre“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ spielt die Staatskapelle Weimar unter der Leitung von Heiko Mathias Förster. Zu dem Sänger-Ensemble gehören unter anderen der Heldentenor Thomas Mohr (Siegmund/Siegfried), die niederländische Sopranistin Annemarie Kremer (Brünnhilde) und der griechische Bariton Aris Argiris (Wotan/Wanderer). Die Vorstellung ist inzwischen ausverkauft.

Bücher suchen sich ihre Leser selbst, besagt eine Redewendung, sie finden uns zum rechten Zeitpunkt.

Tierfilmliebhaber sollten sich den 15. Februar vormerken. Dann startet die Dokumentation „Rückkehr zum Land der Pinguine“ im Kino. Nach seinem Debüt 2005 und dem Riesenerfolg des mit einem Oscar ausgezeichneten Dokumentarfilms „Die Reise der Pinguine“, den allein in Deutschland 1,5 Millionen Zuschauer sahen, kehrt der französische Biologe und Regisseur Luc Jacquet in die Antarktis zurück. Die Reise beginnt an der Südspitze Patagoniens und führt ihn an die eisigen Küsten und die endlosen, weißen Landschaften des 7. Kontinents. In faszinierenden Schwarzweißbildern zeigt er uns die Natur mit ihrer erstaunlich vielfältigen Tierwelt.


Bücher suchen sich ihre Leser selbst, besagt eine Redewendung, sie finden uns zum rechten Zeitpunkt, nicht wir sie. Dieses Gefühl hatte ich unlängst bei Albert von Schirndings Buch „Alter Mann, was nun?“ Der Lyriker, Erzähler, Essayist und Literaturkritiker, in den fünfziger Jahren als Student zeitweise Sekretär Ernst Jüngers, breitet in über siebzig Prosa-Miniaturen „Gedankengänge auf späten Wegen“ (Untertitel) aus. Es sind nachdenkliche Reflexionen über den Rückzug auf das Eigene eines Lebensgrenzgängers. Einer der schönsten Sätze darin lautet: „Das Ich altert nicht, wir sterben jung.“

Albert von Schirnding: Alter Mann, was nun? Gedankengänge auf späten Wegen. C.H. Beck, München 2023, gebunden, 176 Seiten, 22 Euro