© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/24 / 09. Februar 2024

Unhaltbar hohe Mieten belasten die Geschäfte
Signa-Pleite: Schicksal der Luxuskaufhäuser Alsterhaus, KaDeWe und Oberpollinger unklar / Kommt die Rettung wirklich aus Thailand?
Martin Krüger

Das ins Wanken geratene Warenhausimperium der österreichischen Signa-Gruppe schlägt sich jetzt auch bei deutschen Traditionskaufhäusern nieder: Das Alsterhaus in Hamburg, das KaDeWe in Berlin und das Münchner Oberpollinger stehen vor einer unsicheren Zukunft. Deren Muttergesellschaft KaDeWe Group, die zur Signa gehört, hatte vorige Woche Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet.

Im dem Berliner Prachthaus wurden dennoch die Verkaufsflächen im 5. Stock geschlossen. Offene Forderungen verunsichern Lieferanten. Nobelmarken wie Boss, Lacoste oder Ralph Lauren haben den Warenverkauf gestoppt. Schiesser und der Modehersteller Chloé haben ihre Waren sogar ganz aus den Regalen entfernt.

Der Bund, die Stadt Berlin und Hamburg bürgen zusammen mit 90 Millionen Euro für den Mutterkonzern. Die öffentliche Hand hatte 2020 während der Corona-Pandemie eine Ausfallbürgschaft von angeblich 90 Millionen Euro gegeben. Die französische Großbank BNP soll einen Kredit gewährt haben, der in diesem Jahr fällig würde. Durch die Insolvenz muß nun wohl die öffentliche Hand einspringen. Vom Verband der Insolvenzverwalter wird dazu angemerkt, daß die Quoten für staatliche Bürgen „oft sehr niedrig“ ausfielen.

Der Investor Tos Chirathivat will kein Geld in Europa versenken

Doch warum ist der Signa-Absturz überhaupt so gefährlich für die erstklassigen Edelkaufhäuser? Denn die KaDeWe Group ist bereits zu 50,1 Prozent im Besitz der thailändischen Central Group, nur 49,9 Prozent gehören der Signa-Gruppe des österreichischen Immobilieninvestors René Benko. Dessen Holding hatte bereits im vergangenen Jahr Insolvenz anmelden müssen. Die Investorengruppe um den chinesisch-thailändischen Milliardär Tos Chirathivat müßte doch bereit sein, verstärkt zu investieren. In Bangkok wird von ihm derzeit ein Projekt von rund 1,3 Milliarden Dollar gebaut.

Die Ausweitung des Central-Engagements in Deutschland könnte Investitionen und Innovationen einbringen, um die umsatzstarken Warenhäuser langfristig zukunftsfähig zu machen – allerdings bei Verlust der Unabhängigkeit. Die Thailänder monieren vor allem, daß die Mieten für die Kaufhäuser „unhaltbar hoch“ angesetzt wären. Doch das war das „Geschäftsmodell“ von Benko. Eine Reduzierung gilt daher als Voraussetzung für ein weiteres Engagement. Und Chirathivat will auch kein Geld in Europa versenken. Seine börsennotierte Tochtergesellschaft Central Pattana, Thailands größter Shoppingmall-Betreiber, plant zwar bis 2027 rund 3,8 Milliarden Dollar zu investieren. Andererseits lehrt ihm die Benko-Pleite, daß jede Expansion ein Ende finden kann.

Zudem stellen sich kritische Fragen zu den staatlichen Hilfen. Sind die bestehenden Programme ausreichend flexibel, um auf die spezifischen Bedürfnisse von verschachtelten Unternehmen wie Signa einzugehen? Und wie geht es mit den 1.700 Mitarbeitern der KaDeWe-Group weiter? Die müssen jetzt nicht nur auf Tos Chirathivat, sondern auch auf das Geschick der Insolvenz-Sachwalter von der Kanzlei BBL Brockdorff hoffen.

Vielleicht gibt es auch unerwartete Hilfe aus Österreich. Dessen Finanzprokuratur hat inzwischen beim Landesgericht Innsbruck einen Insolvenzantrag gegen Signa-Gründer René Benko selbst eingebracht. Wird dem stattgegeben, könnte Benkos gesamtes Vermögen Teil der Insolvenzmasse werden. Um wieviel es dabei geht, ist aber unklar. Vor fünf Jahren taxierte das US-Magazin Forbes Benko noch auf fünf Milliarden Dollar – im November 2023 waren es nur noch 2,8 Milliarden gewesen. Am 6. Februar schätzte Forbes Benkos Nettovermögen auf „$0“.

Thailändische Central Group:

 www.centralgroup.com/en/brands

 www.centralpattana.co.th/en