© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/24 / 16. Februar 2024

Jean Peters. Wer ist der rührige Aktivist und „Correctiv“-Autor, der sich offen rühmt, „Geschichten zu erfinden“?
Erlaubt ist, was gefällt
Lorenz Bien

Er wisse, daß es paradox sei, ausgerechnet Carl Schmitt heranzuziehen, schrieb Jean Peters vor drei Jahren in seinem Buch „Wenn die Hoffnung stirbt, geht es trotzdem weiter“. Doch um den berühmt-berüchtigten „Freund-Gegner-Feind“-Dreisatz des bei Linken verfemten Staatsrechtlers komme er nicht herum: Ein Gegner, folgt Peters Schmitt, sei jemand, mit dem man nicht einer Meinung sei, den man aber nicht bis zur Vernichtung bekämpfe. Beim Feind sei das dagegen hinfällig, denn: „Feinde sind Gift für jeden Diskurs, da sie bereit sind, die gemeinsame Grundlage für eine friedliche Konfliktlösung zu zerstören.“

Wer ist dieser Feind? Natürlich die AfD, die man, da sie die „Demokratie von innen zersetzen“ wolle, auch „mit undemokratischen Mitteln bekämpfen“ dürfe. Die gute Absicht schützt das Recht.

Doch nicht nur die Blauen sind Ziel des „cleveren Aktivisten“ (Sibylle Berg), der aus seinem Geburtsort und bürgerlichen Namen ein Geheimnis macht. Nach einem Politologie-Studium in Berlin und London gründete der heute 39jährige mit Gleichgesinnten das Peng!-Kollektiv, das ab 2013 mit einem, wie es sich selbst rühmt, „explosiven Gemisch aus Aktivismus, Hacking und Kunst“ auf sich aufmerksam machte. 

Der „Correctiv“-Artikel erinnert an Peters Buch, in dem er über das „Umdichten“ von Aussagen schreibt.

Zu den bekannteren Aktionen zählt etwa „Deutschland geht klauen“, bei der Peng! 2018 dazu aufrief, Supermärkte zu bestehlen und den Kaufpreis an Gewerkschaften im Herkunftsland der Waren zu zahlen. Ebenfalls für ein Medienecho sorgte Peters, als er sich 2016 auf ein AfD-Treffen schlich und der EU-Abgeordneten Beatrix von Storch eine Torte ins Gesicht drückte, was eine Geldstrafe nach sich zog. 2019 begann er als Autor der ZDF-Show „Magazin Royale“, deren Moderator Jan Böhmermann er mit Julian Hessenthaler zusammenbrachte, dem Macher des sogenannten „Ibiza-Videos“ – womit Peters wohl unbeabsichtigt zu dessen Verhaftung beitrug. Denn obwohl Böhmermann die Veröffentlichung der Aufnahme eines angeblich kompromittierenden Gesprächs zwischen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und einem sich als russische Oligarchin ausgebenden Lockvogel ablehnte, streute der ZDF-Mann entsprechende Anspielungen. Daraufhin floh Hessenthaler, wurde später aber zu 3,5 Jahren Haft verurteilt, da er nebenbei offenbar mit Kokain gehandelt hatte.

Nun steht Jean Peters erneut im Rampenlicht – als einer von fünf Autoren des „Correctiv“-Artikels über das Potsdamer „Geheimtreffen“. Einige erinnerte die Aufmachung der „investigativen Recherche“ an Aktionen des Peng!-Kollektivs, Lagepläne des Hotels und körnige Tatortfotos inklusive. Das geschickte Spiel aus unverfänglichen Zitaten und herbeiinterpretierten Deportationsplänen läßt an Passagen aus Peters Buch denken, in denen er über „Reframing“, also das Umdeuten und Abändern beziehungsweise „Umdichten“ von „Aussagen eines Neonazis“ schrieb. 

„Ich entwickele Aktionen und erfinde Geschichten, mit denen ich in das politische Geschehen interveniere“, hieß es noch bis Anfang Februar freimütig in der Selbstdarstellung auf Peters Internetseite. Nachdem unter anderem die JUNGE FREIHEIT auf das entlarvende Bekenntnis aufmerksam gemacht hatte, wurde es still und heimlich geändert. Nun stellt sich Peters dort ganz unverfänglich nur noch als „investigativer Journalist bei Correctiv“ vor.