Fünf Billionen Dollar für den ökologischen Übergang
BONN. Beim „15. Petersberger Klimadialog“ (PCD) hat Außenministerin Annalena Baerbock enorme Investitionen gefordert, „um unsere Volkswirtschaften weltweit grundlegend zu verändern“. Laut dem zweiten Bericht der „Independent High-Level Expert Group on Climate Finance“ der Global Infrastructure Facility (GIF) der Weltbank brauche man „jährlich fünf Billionen Dollar für den globalen ökologischen Übergang, davon über zwei Billionen speziell für Entwicklungsländer“, erklärte die Grünen-Politikerin vorigen Donnerstag. „Die Hälfte der zwei Billionen Dollar muß aus Quellen in Entwicklungsländern stammen, und natürlich die andere Hälfte aus internationalen Finanzströmen“, so Baerbock. Dazu würden öffentliche Mittel nicht ausreichen: „Wir müssen endlich den Privatsektor dazu bringen, deutlich mehr in eine sicherere, sauberere und widerstandsfähigere Wirtschaft in Entwicklungsländern zu investieren.“ Die globalen Militärausgaben lagen 2023 laut Sipri-Bericht bei 2,4 Billionen Dollar. Der PCD bereitet die UN-Klimakonferenz COP29 vor, die Mitte November im aserbaidschanischen Baku stattfindet. (fis)
Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus
MÜNCHEN. Bei Krebserkrankungen wandern stammzellartige T-Zellen aus anderen Körperbereichen in den Tumor. Bei einer erfolgreichen Immunantwort vermehren sie sich dort und entwickeln sich zu zytotoxischen T-Zellen, die den Krebs attackieren. „All das wird ausgebremst, wenn Tumore Prostaglandin E2 ausschütten und dieses an die Rezeptoren EP2 und EP4 bindet. Die T-Zell-Antwort kollabiert gewissermaßen und der Tumor kann ungehindert wachsen“, erklärte der Biomediziner Jan Böttcher (TU München), der mit dem Immunonkologen Sebastian Kobold (LMU Klinikum) diese Erkenntnis im Magazin Nature (4/24) vorstellt. Werde die Interaktion verhindert, könne daraus eine Krebstherapie werden: „Heutige Behandlungsansätze würden vermutlich effektiver, wenn die Auswirkungen des Prostaglandin E2 auf stammzellartige T-Zellen blockiert würde“, erläuterte Kobold. (fis)
doi.org/10.1038/s41586-024-07254-x
„Ein Mensch ohne Hund ist nicht ganz vollständig“
WIEN. Obwohl Hunde schon jahrtausendelang unsere Gefährten sind, hält der Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal ihre Anpassung an den Menschen für nicht abgeschlossen. Sie seien „an ein Leben mit uns Menschen besser angepaßt als an ein Leben unter ihresgleichen. Die gute Beziehung zum Menschen zählt mehr als die zu einem anderen Hund“, erklärte der frühere Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle für Ethologie in Grünau (Oberösterreich) im Wiener Standard. Hunde seien längst „Projektionsflächen für alles Mögliche“, weshalb man sagen könne: „Ein Mensch ohne Hund ist nicht ganz vollständig“, so der Mitgründer des österreichischen Wolfsforschungszentrum. Mit Wölfen könne ließe sich hingegen nur arbeiten, wenn man sie respektvoll behandelt und nicht herumkommandiert, so Kotrschal. Nur mit Wölfen, die schon als Welpen mit Menschen aufwachsen, könne man wirklich gut kooperieren. (fis)
Erkenntnis
„Wir müssen unsere Art der Geflügelfleischproduktion überdenken. Die Betriebe sollten ihre Küken selbst aufziehen und ihre Eier von den eigenen Tieren legen lassen, anstatt Küken und Eier weltweit herumzuschieben. Der Trend zu Megafarmen mit über einer Million Tieren muß gestoppt werden. Kleinere Betriebe ermöglichen auch mehr Tierwohl. All das ist zudem auch die beste Prävention gegen eine Vogelgrippe-Pandemie.“
Diana Bell, emeritierte Professorin für Naturschutzbiologie an der University of East Anglia in Norwich