© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/24 / 05. Juli 2024

Grüße aus … Wien
Na dann – Prost Genossen
Robert Willacker

Das Donauinselfest. Was einst als  Hochwasserschutzprojekt begann, hat sich über die Jahrzehnte zum größten Musikfestival mit freiem Eintritt weltweit gemausert und gehört zweifellos zu den sommerlichen Highlights in Wien. Dabei war der Bau der Donauinsel seinerzeit noch alles andere als unumstritten. Zwischen 1972 und 1988 wurde im Rahmen des Wiener Hochwasserschutzes eine rund 21 Kilometer lange und bis zu 250 Meter breite künstliche Insel in die Donau gesetzt. 

Die konservative ÖVP sah in dem Projekt eine überteuerte Spielwiese für sozialistische Utopisten. Doch die SPÖ setzte ihren Willen durch, und so wurde aus der Donauinsel ein grünes Naherholungsparadies – und später die perfekte Kulisse für ein musikalisches und politisches Großereignis. 

Das Donauinselfest ist nämlich längst mehr als nur ein Festival. Es ist eine Machtdemonstration und ein Beweis dafür, wie geschickt die Wiener SPÖ ihre seit rund 100 Jahren andauernde politische Dominanz über die Hauptstadt inszeniert. Jahr für Jahr strömen Millionen Menschen zu dem von der SPÖ Wien initiierten Donauinselfest, angelockt von kostenlosen Konzerten, Bierständen und kulinarischen Genüssen.

Die Liste der Sponsoren und Partner liest sich wie das Who-is-Who der SPÖ-nahen Firmen und Institutionen. 

Hier zeigt sich die SPÖ von ihrer besten Seite: volksnah, großzügig, modern. Wer genauer hinsieht, erkennt schnell, daß dieses Fest mehr mit politischem Kalkül als mit unbeschwerter Feierlaune zu tun hat. Die Liste der Sponsoren und Partner liest sich wie das Who-is-Who der SPÖ-nahen Firmen und Institutionen. Es ist ein perfekt inszeniertes Netzwerk, das die enge Verflechtung zwischen der Stadt Wien, der SPÖ und ihren wirtschaftlichen Günstlingen offenbart. 

Die Veranstaltung dient als gigantische PR-Maschine, finanziert durch öffentliche Gelder und private Sponsoren, die sich im Gegenzug über wohlwollende Politik und lukrative Aufträge freuen dürfen. Doch obwohl diese Praktiken genügsam bekannt sind, kann man sich dem Charme des Fests nur schwer entziehen. Es ist ein bißchen wie mit dem Fußball: der eingefleischte Fan weiß, was von Organisationen wie Uefa oder Fifa und ihrem Gebaren zu halten ist, doch wenn die Spiele erst einmal begonnen haben, spült die Euphorie schnell jede Kritik hinfort. 

Das Fest vereint Musik, Kultur und Kulinarik in einer einzigartigen Mischung, die selbst die schärfsten Kritiker für einen Moment vergessen läßt, daß hier ein politisches Schaulaufen stattfindet. Vor diesem Hintergrund ist und bleibt das Donauinselfest ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ein Fest der Freude und des Miteinanders, andererseits eine Bühne für politische Machtdemonstrationen und wirtschaftliche Verflechtungen. Die Wiener SPÖ versteht es meisterhaft, dieses Spiel zu spielen – und die Wiener feiern mit. In diesem Sinne: Prost, Genossen!