Was haben viele vor der EM über unsere angeblich woke Nationalmannschaft gewettert. Und dann das: Nach dem Ausscheiden im Viertelfinale schreibt – offenbar gut überlegt – die deutsche Fußball-Legende Thomas Müller, er sei „vor allem stolz, ein Deutscher zu sein“.
Das ist genauso erstaunlich wie, daß noch niemand die öffentliche Steinigung des Münchners gefordert hat. Offenbar traut man sich an Müller nicht heran, ohne einen Shitstorm befürchten zu müssen. Wir müssen ihm dankbar sein, dieses Tabu gebrochen zu haben.
Wie der 131fache Nationalspieler forderten auch viele seiner Kollegen, das verbindende Element der EM in den Alltag mitzunehmen. Es müsse Schluß sein mit der Spaltung. Wie recht sie haben! Lange nicht mehr hat man die Deutschen so einig erlebt wie in der Zeit des Turniers – auch wenn manch linker Spießer wieder vor zu viel Schwarz-Rot-Gold warnte.
Ebenso bemerkenswert sind die Worte von Toni Kroos. Deutschland habe sich seit seinem Weggang vor zehn Jahren so stark verändert, daß er seine Tochter, wenn sie 14 Jahre alt ist, in deutschen Städten abends lieber nicht auf die Straße lassen würde. In Spanien sei das anders. Und er nannte sogar die Gewalt durch Migranten als Grund für seine Verunsicherung. Offenbar ist die Blase geplatzt, in der viele unsere Fußballer vermuteten. Sie zeigen wieder Mut – und verlassen die von Politik und DFB vorgegebenen ausgetrampelten Pfade.