Freiheit“ – unter diesem Titel, einem so einfachen wie zentralen Begriff politischer Philosophie, erscheinen Ende November die Erinnerungen der Altbundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Ein Fahnenwort, das für Ralf Hanselle das Wirken einer „großen Katastrophengestalt der deutschen Geschichte“ (Rolf Peter Sieferle, 2016) unter falschem Etikett verkauft. Denn ausweislich zahlreicher Umfragen, die der stellvertretende Cicero-Chefredakteur in seiner großen Titelgeschichte zitiert, ist das Freiheitsgefühl der Bundesdeutschen in Merkels sechszehn Regierungsjahren stetig gesunken. Waren kurz nach dem Mauerfall noch 78 Prozent der frisch Wiedervereinigten überzeugt, ihre Meinung frei äußern zu können, ordneten 2017 nur noch 51 Prozent ihr Freiheitsgefühl auf einer Zehn-Punkte-Skala zwischen 8 und 10 ein. Davon blieben 2021, am Ende der Ära Merkel, unter dem Eindruck der Corona-Restriktionen, 36 Prozent, ein Wert, der nach zwei Jahren „Ampel“ im Westen auf 8,3 und in Mitteldeutschland auf 5,3 Prozent abstürzte. Nur jene 75 Prozent der Grünen-Wähler, die in dieser Frage diametral zur absoluten Mehrheit der Bevölkerung stehen, glauben weiterhin, es herrsche hierzulande Meinungsfreiheit. Kein Wunder, findet Hanselle, daß mit Linksgrün sympathisierende Intellektuelle und Künstler zunehmend der „autoritären Versuchung“ erliegen und, wie die Philosophiedozentin Eva von Redecker (HU Berlin), eifrig die Orwellsche „Umwortung“ forcieren, wonach Zwang die wahre Freiheit ist. Entsprechend fordert diese Klientel auch eine „vollständige Revision des verfassungsmäßigen Freiheitsverständnisses“ (Cicero, 7/2024). (dg) www.cicero.de