Das Substantiv „Diversität“ leitet sich vom lateinischen diversitas ab und bedeutet Verschiedenheit, Abweichung, seit neuestem auch Vielfalt. Im deutschen Sprachschatz taucht das Wort bereits im 17. Jahrhundert auf, ist aber wegen seines Fremdwortcharakters nicht in den großen Wörterbüchern des 18. und 19. Jahrhunderts verzeichnet. Erst im Fahrwasser von Globalisierung und Massenmigration startet die phantastische Karriere von „Diversität“, wie die Linguistik-Professorin Juliane Schröter (Universität Genf) dokumentiert. Allein die Zahl deutschsprachiger Bücher mit diesem Wort im Titel stieg zwischen 1990 und 2019 um 1.200 Prozent. Einen ähnlichen „Hype um Diversity“ registriert Schröter in der Presse. 315.000 Artikel mit Bezug zu Diversität und bedeutungsähnlichen Ausdrücken, die in Bild, FAZ, Spiegel, Süddeutscher Zeitung, Zeit und taz zwischen 1990 und 2022 erschienen sind, speichert ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziertes Korpus zum Thema „Kontroverse Diskurse“. Doch wahre Meinungsvielfalt sei in den Korpusdaten nicht zu entdecken, da es in den Texten bis zu 93 Prozent um Kritik an fehlender Diversität, selten um Kritik an Diversität gehe. Selten solle Diversität reduziert, fast immer gesteigert werden, um „Weltoffenheit, Toleranz, Inklusion, Gleichheit, Geschlechtergerechtigkeit und Antirassismus“ zu fördern. Auffällig sei, daß die deutsche Presse heute zwar viel und gern über Diversität schreibe, aber die Texte hauptsächlich in den Blättern für „bildungsnahe Schichten“ erscheinen, das Bedürfnis nach „Vielfalt“ also ein „Elite-Phänomen“ sei (Sprachreport, 2/2024). (wm) https://pub.ids-mannheim.de/laufend/sprachreport/