© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/24 / 12. Juli 2024

CD-Kritik: Johnny Cash – Songwriter
Vergessene Lieder
Thorsten Thaler

Wir schreiben das Jahr 1993. Johnny Cash, damals 61, seit vierzig Jahren auf der Bühne, eine Ikone der Country-Musik, steht an einem Tiefpunkt seiner Karriere. Die Verkaufszahlen seiner Alben sind rückläufig, Radiosender spielen ihn kaum noch, die großen namhaften Plattenfirmen wollen nichts mehr von ihm wissen. Zudem kämpft er mit gesundheitlichen Problemen.

Was also tun in dieser Siuation? Johnny Cash mißachtet einen Ausspruch von Henry Ford, „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist“, und schreibt Songs, die er als Demoband einspielt. Als kurz darauf jedoch der Musikproduzent Rick Rubin dem Country-Veteranen einen Vertrag anbietet, geraten diese Aufnahmen in Vergessenheit. Rubin hatte bis dahin Rapper, Hip-Hop-Formationen sowie Rock- und Metalbands produziert, darunter den Slayer-Meilenstein „Reign in Blood“. Nun konzeptionierte er für Cash die American-Recordings-Reihe, die dem Sänger ab 1994 einen phänomenalen Alterserfolg bescherte.

Die damals vergessenen Songs wurden jetzt von seinem Sohn John Carter (54), der ebenfalls Musiker ist, überarbeitet. Er reduzierte die Aufnahmen auf die Stimme und die Akustikgitarre seines Vaters; alle anderen Instrumente ließ er neu von dessen Weggefährten einspielen. Die elf Titel – zwei davon erschienen schon auf dem ersten American-Recordings-Album –  mit einer Spielzeit von nur 30 Minuten bieten noch einmal posthum den wunderbar einschmeichelnden Bariton-Gesang einer unsterblichen Legende des Country.

Johnny Cash Songwriter Mercury Nashville (Universal Music) 2024 www.johnnycash.com