Daß Jugendliche mit Großeltern der Generation „Umweltsau“ reden, ist grundsätzlich zu begrüßen. Der Anstalts-Rundfunk hat daraus ein Format gestrickt: SWR und RBB präsentieren gemeinsam den Podcast und dazugehörigen Youtube-Kanal „Opa, laß reden“. 

Die Protagonisten sind Marco (21) und sein Großvater Jo (86). Marco fragt seinen Opa nach dessen Leben aus: Wie das damals war, als Bomben auf Berlin fielen, warum es ihm in der DDR nicht gefallen hat und wie er mit Omas Demenzerkrankung zurechtkommt. Man könnte meinen, das ist eine überraschenderweise wirklich gut gemachte, generationenverbindende, versöhnliche Sendereihe. Aber …

„Faktenchecker“, Historiker und alle möglichen Experten fallen dem Opa leider immer wieder ins Wort.

Die bisherigen Folgen drehen sich fast ausschließlich um Opa und das Dritte Reich. Die Fragen des Enkels grenzen beinahe an Verhörcharakter („Opa, hat unsere Familie von Judenvermögen profitiert?“). Dabei zeigt Marco das leider typische, beklagenswert geringe Geschichtswissen der Youtube-Generation, das aus oberflächlichen „History“-Häppchen gespeist wird. Das gipfelt immer wieder in Stuß-Fragen wie „Opa, warum hat dein Vater freiwillig in der Wehrmacht gekämpft?“. Für GenZ-Marco ist das alles bloß „kraß“.

Das wäre noch auszuhalten, doch neben dem „Fact Checking Team“ im Hintergrund, daß Opas Erzählungen „checkt“, fallen dem Senior auch noch dauernd „Historiker“, Soziologen und sonstige „Experten“ ins Wort und geben ihren linken Senf dazu.

Die weiterführenden Verweise offenbaren die eigentliche Absicht des Enkel-Großvater-Gesprächs: Empfohlen werden Instant-Geschichtsdokus des umstrittenen ZDF-Formats „MrWissen2Go“ sowie Beiträge der Süddeutschen über „Die Deutschen und die Verbrechen der Wehrmacht“ nach dem Motto „Alles Nazis!“. Besonders unappetitlich ist ein verlinkter Beitrag der Deutschen Welle: „Ihr wollt mal selbst nachforschen, was eure Großeltern & Urgroßeltern während der Nazizeit gemacht haben? Dann schaut euch hier eine Anleitung an“. Als Höhepunkt der Reihe schleppt Marco seinen Opa in eine KZ-Gedenkstätte. Man möchte dem Großvater zurufen: „Opa, laß dich nicht verarschen! Das ist ein öffentlich-rechtlicher Enkeltrick!“