© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/24 / 12. Juli 2024

Studentische Anti-Israel-Proteste zwischen Berlin und Berkeley
Zentrales Bildungsziel verfehlt

Die vom Gaza-Konflikt befeuerten pro-palästinensischen und anti-israelischen Proteste an den Hochschulen zwischen Berlin und Berkeley lassen Sascha Spoun daran zweifeln, ob diese Studentengeneration ein zentrales Bildungsziel überhaupt anstrebt: das Erkennen und Anerkennen von Komplexität. Was der Wirtschaftswissenschaftler, seit 2006 Präsident der Leuphana Universität in Lüneburg, stattdessen wahrnimmt, ist ein „Protest ohne Vielstimmigkeit“. Die vielschichtige Gemengelage in den nahöstlichen, von Multiethnizität und Multireligiosität und fundamentalistischem Terror geprägten „Räumen der Gewalt“ reize diese angehenden Wissenschaftler offenbar nicht, sich gründlich über den Konflikt zu informieren und sich darüber im ergebnisoffenen Dialog auszutauschen (Deutsche Universitätszeitung, 6/2014). Statt Perspektivenvielfalt dominiere Schwarz-Weiß-Denken und ein simples Täter-Opfer-Schema. Zugleich verschwimme, welches Ziel die Proteste eigentlich ansteuern. Bedeute die Parole „Free Palestine!“ nur den israelischen Rückzug aus Gaza oder die Auslöschung des jüdischen Staates? Wie eine Umfrage in Berkeley ergab, sei selbst die geographische Faktenkenntnis der Protestierer derart gering, daß viele nicht wüßten, welchen Fluß und welches Meer die Parole „From the river to the sea!“ eigentlich meint. (ob)

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