Einen ihrer Anschlüsse an den „Wertewesten“ fand die Ukraine im Winter 2008/09, als die Politologin Tetiana Isaieva mit einigen feministischen Mitstreiterinnen in Charkiv, nahe der ukrainisch-russischen Grenze, das erste Gendermuseum im östlichen Europa gründete. Es sei heute, wie Isaieva stolz berichtet, Teil der NGO Centre of Gender Culture und werde international unterstützt, etwa vom US-amerikanischen Global Fund for Women (L’Homme. Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft, 1/2024). Zu den Hauptaktivitäten des Charkiwer Museums zählen geschlechterorientierte Bildungsarbeit, die Stärkung der Frauenbewegung sowie die Einspeisung von Wissen über Geschlechterthemen in die journalistische ukrainische Öffentlichkeit. Das Museum sammle zudem Objekte, die den Konstruktionscharakter von Geschlecht illustrierten. Mehr als 4.000 Ausstellungsstücke verdeutlichen, daß die Frauenbewegung in der Ukraine, deren Wurzeln bis ins Jahr 1884 zurückreichen, kein temporäres Phänomen sei. Die Ausstellung umfaßt das breite Spektrum der für Frauen- und Geschlechtergeschichte relevanten Themen, darunter Sexismus, häusliche Gewalt und Männlichkeit. Überdies dokumentiere das Museum, wie in der Ukraine auch Männer unter Diskriminierungen litten. (dg) https://lhomme.univie.ac.at/lhomme-z-f-g