Die politischste EM aller Zeiten sollte es werden, hieß es im Vorfeld. So richtig viel habe ich davon nicht mitbekommen. Aus der Rolle fielen nur Antonio Rüdiger und der selbsternannte Co-Gastgeber Türkei. Was wurde vorher nicht alles erzählt. Ehrlich gesagt, befürchtete ich eine Europameisterschaft in Regenbogenfarben. Auch über das pinkfarbene deutsche Auswärtstrikot haben wir uns die Köpfe heiß diskutiert. Das war früher grün, dann schwarz, später rot und nun also rosa-lila. Wichtig ist für mich, daß Deutschland grundsätzlich in weißen Hemden aufläuft – und schwarzen Hosen. So sind wir dreimal Weltmeister und dreimal Europameister geworden.
Doch mit dieser Tradition wird schon seit 2014 gebrochen. In Brasilien hielt die DFB-Elf in der aus meiner Sicht falschen Farbe den WM-Pokal in die Höhe. Seitdem sind auch die Hosen weiß. Und seitdem ärgere ich mich ein wenig darüber. Das Outfit mag modisch schick sein, hat aber mit Geschichte wenig zu tun. Alle Nationen orientieren sich bei der Spielkleidung an ihren Nationalfarben. Die Franzosen spielen in Blau-Weiß-Rot, die Holländer in Oranje, der Farbe des Königshauses, die Engländer und Österreicher in Weiß-Rot, Spanien in Rot-Gelb usw. Deutschland hatte sich von Beginn an für die preußischen Farben Schwarz-Weiß entschieden. Den größten deutschen Staat hatten die Alliierten 1947 verboten, in der Kleidung unserer Sportler lebte er weiter. Während die Handballer und Eishockeyspieler an der Tradition festhalten, hat der DFB sie klammheimlich abgeschafft. Es gab keinen Aufschrei – anders als jetzt bei den pinkfarbenen Auswärtstrikots. Ein Beleg für die Geschichtslosigkeit dieses Landes.