© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30/24 / 19. Juli 2024

Sebastian Hotz. Der RBB-Moderator und Ex-Böhmermann-Autor bedauert öffentlich, daß Donald Trump überlebt hat.
Hetzer Hotz
Alexander Goloss

Öffentlich-rechtliche Journalisten, die Gewaltphantasien vor einem Millionenpublikum preisgeben, sind mittlerweile keine Seltenheit. Nicht ein halbes Jahr ist es her, daß Jan Böhmermann dazu aufrief, „Nazis (zu) keulen“. Zuvor forderte WDR-Moderator Jean P. Kindler, gegenüber Rechten den „Boden des demokratischen Austausches“ zu verlassen, während der schwarze ÖRR-Autor Malcolm Ohanwe sich auf X an der Vorstellung von Lynchmorden an weißen Frauen und Kindern ergötzte. 

Nun hat die Liste Zuwachs, seit Sonntag gehört auch der Ex-Böhmermann-Komiker und RBB-Journalist Sebastian Hotz dazu: „Leider knapp verpaßt“ kommentierte der 28jährige aus dem fränkischen Forchheim auf X die Schüsse auf Donald Trump. Später legte er nach und schrieb: „Ich finde es absolut fantastisch, wenn Faschisten sterben.“ Zwar löschte „El Hotzo“, wie er sich im Netz nennt, seinen Beitrag wieder, jedoch nicht aus Reue, wie weitere hämische Posts klarmachten. 

 „Menschenverachtend“ nannte das der RBB, wollte aber zunächst das Gespräch suchen. Doch während einige Medien bemäntelnd von einem „verunglückten Kommentar“ (Tagesspiegel) oder „fragwürdigen Scherz“ (T-Online) sprachen, wuchs die Kritik: Ex-ARD-Hauptstadtstudioleiter Ulrich Deppendorf forderte etwa, Hotz habe „nichts mehr im ÖRR zu suchen“, und RBB-Kollege Jörg Thadeusz ätzte, „wenn es im RBB-Programm zum zigtausendsten Mal wieder ‘gegen Haß’ geht, denken wir vielleicht mal an die affektgestörten Idioten in den eigenen Reihen“. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki sieht gar die „strafbare Billigung einer schweren Straftat“ erfüllt. Am Dienstag trennte sich der RBB von Hotz.  

Daß er selbst einmal aus dem Debattenraum verstoßen werden würde, hätte Hetzer Hotz wohl nicht gedacht. 

Dabei ist dessen Radikalismus kein Geheimnis. 2023 nahm er etwa auf X scheinbar Polizisten in Schutz: „Nicht alle sind ‘B’(astarde) – es gibt unter ihnen auch Wichser, Arschlöcher und den ein oder anderen Hundesohn.“ Da moderierte er noch mit Podcasterin Ilona Hartmann im RBB-Radio die Sendung „Theoretisch cool“, „für Millennials, die es hassen, Millennials zu sein“. 

Unter ihnen rekrutiert er seine Fans, denn schon bevor er als Gag-Schreiber von Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“ bekannt wurde, war „El Hotzo“ im Internet ein Star. Etwa die Hälfte seiner kurzen Beiträge dort sind belanglos, beim Rest aber wird es links und populistisch: „Kapitalismus erzeugt Innovation – dank ihm haben wir jeden Tag die Auswahl zwischen HUNDERTEN Krisen.“ Seinen Debütroman „Mindset“ – dessen Bühnenfassung, kaum war er 2023 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen, am Düsseldorfer Schauspiel aufgeführt wurde – stellte er als „brennendes Manifest gegen den Neoliberalismus“ vor. 

1,4 Millionen folgen Hotz bei Instagram, bei X sind es immerhin 700.000. Dort verweilt er trotz tiefer Abneigung gegen den neuen Besitzer: „Elon Musk ist ein sozialwissenschaftliches Experiment dafür, wie offen menschenfeindlich ein Milliardär sein darf, bis ‘Eat the rich’ umgesetzt wird.“ Während er unermüdlich Menschen als Faschisten diffamiert, verhöhnt er die Opfer der Cancel Culture: „Der Begriff läßt sich in 99 Prozent der Fälle durch ‘das Internet war gemein zu mir’ ersetzen.“ Daß er selbst einmal aus dem Debattenraum verstoßen werden würde, das hätte Hetzer Hotz wohl nicht gedacht.