Brandenburgs CDU-Spitzenkandidat Jan Redmann weiß, wie man lebt, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt. Wieviel Rock ’n’ Roll kann schon in jemandem stecken, der mit 19 in die Junge Union eintritt und vor seiner Politiklaufbahn seine Brötchen als Fachanwalt für Baurecht verdient hat? Anscheinend eine Menge. Doch von vorn. Am Donnerstag wird Redmann, der Dietmar Woidke (SPD) im September als Ministerpräsidenten ablösen will, in Potsdam von der Polizei angehalten – Routinekontrolle. Er ist auf einem E-Roller unterwegs. Sie wissen schon: diese Stolperfallen, die Jugendliche überall in der Republik liegenlassen, weil sich niemand für gemietete Zweiräder verantwortlich fühlt, die die Bürgersteige der Republik verstopfen. Anscheinend kommt den Polizisten etwas komisch vor. Redmann muß pusten, 1,3 Promille Atemalkoholwert. Ab 1,1 Promille drohen eine Geld- oder sogar eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr und Führerscheinentzug. Man muß ihm lassen: Er versucht nicht, die Sache zu vertuschen, im Gegenteil. Keine 24 Stunden später erscheint eine Pressemitteilung. „Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit sind mir persönlich wichtige Eigenschaften, auch in unangenehmen Situationen.“ Und: „Ich bewerbe mich um das Amt des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg“, weshalb die Bürger das Recht hätten „zu erfahren, wer dieser Jan Redmann ist“, schreibt der 44jährige. Konsequenzen dürfte das nicht haben. Der Wahlkampf seiner Partei ist auf ihn zugeschnitten, prominente Konkurrenz gibt es nicht. Ob Redmann Brandenburgs nächster Landesvater wird, dürfte eher davon abhängen, ob seine Partei mehr Stimmen einfahren kann als die SPD. Die AfD ist zwar uneinholbar vorn, doch mit ihr will niemand koalieren. An Redmanns Suff-Tour dürfte sich Otto-Normalbürger im September wohl nicht mehr erinnern. Glück gehabt.