Donald Trumps Wahl für das Amt des Vizepräsidenten fällt auf den Republikaner James David „J.D.“ Vance. Wer ist der 39jährige? Im US-Senat sitzt er erst seit zwei Jahren, doch Millionen ist er schon seit 2016 bekannt, als er mit der weitgehend autobiographischen „Hillibilly Eligy“ seine eigene Jugend in einer zerrissenen und verarmten Familie beschrieb, gleichzeitig eine kritische Skizze der kulturell konservativen, aber oft auch etwas dysfunktionalen und hinterwäldlerischen Regionalkultur der Einwohner der Appalachen-Region ablieferte. Die Familie stammte ursprünglich aus Kentucky, aufgewachsen ist Vance aber in Middletown/Ohio, nördlich von Cincinnati. Die Millionenauflage des Buches ist logisch: Vance legte eine Bilderbuchkarriere hin, personifiziert den amerikanischen Traum. Nach ein paar Jahren bei den Marines, nebst Einsatz im Irak, studierte er an der Uni in Columbus/Ohio, anschließend gelang der Sprung auf die Elite-Uni Yale und ein Jura-Studium. Wenig später arbeitete er im Silicon Valley für ein Unternehmen des deutschstämmigen IT-Unternehmers Peter Thiel.
Mit J.D. Vance positioniert sich Trump ganz klar rechts der Mitte und jenseits der tradierten Republikaner
Gleichzeitig legte er ein Buch vor, welches den eher linksliberal ausgerichteten Küstenanwohnern ein Amerika erklärte, das sie verachteten und in dem der Wahlsieg Trumps 2016 verankert ist. Die Deindustrialisierung, das Wegbröckeln der Gewerkschaften und der gutbezahlten Jobs haben die Region schwer gezeichnet und Drogen- und Alkoholmißbrauch Vorschub geleistet. Gleichzeitig kritisierte er die Verschärfung der sozialen Problematik durch die wohlfahrtsstaatliche „Hängematten-Kultur“.
Einst ein scharfer Trump-Kritiker, ist Vance mit dessen Unterstützung in den Senat gewählt worden und hat sich seitdem auf Trump-Linie positioniert. Er paßt zu dessen Stammwählerschaft: ein weißer Mann aus der Unterschicht, einer wie sie. Politisch ist Vance konservativer im traditionellen Sinne als Trump, das macht sich zum Beispiel in der Abtreibungsfrage oder bei der Verweigerung jeglicher Unterstützung der Ukraine bemerkbar. Gleichzeitig ist er kein Berufspolitiker und ganz sicher kein Teil der Washingtoner Politelite, trotz der Berufs- und Studienerfahrung an den beiden Küsten. Wechselwähler werden allerdings wohl kaum anzusprechen sein: Mit der Wahl Vances positioniert sich Trump ganz klar rechts der Mitte und jenseits der tradierten Republikanischen Partei der Bush-jr-Ära.
Foto: J.D. Vance in Milwaukee: Personifiziert den alten amerikanischen Traum