„Abschied vom veralteten Ehegattensplitting nötig“
BERLIN. Familienministerin Lisa Paus (Grüne) hat erneut faktische Steuererhöhungen für Alleinverdienerfamilien verlangt. „Der Abschied vom veralteten Instrument des Ehegattensplittings ist überfällig“, erklärte die 55jährige Grünen-Politikerin in der Bild-Zeitung: „Es ist ein Instrument, das allein die klassische Ehe steuerlich begünstigt. Und das, obwohl vielfältige Familienmodelle längst Teil unserer Gesellschaftsrealität sind“, erläuterte das Vereinsmitglied des Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV). Stattdessen müsse man „Familienvielfalt fördern – unabhängig davon, ob Patchwork oder alleinerziehend“. Die von der Ampelkoalition angekündigte Reform der Einkommensteuerklassen sei „der Startpunkt in Richtung Abschaffung des Ehegattensplittings“. Finanzminister Christian Lindner widersprach der Ministerin: „Die Aussage der Kollegin Paus ist rätselhaft“, sagte der FDP-Chef gegenüber dem Portal t-online.de. Seine Reform gewährleiste, daß die Einkommensteuer „fair zwischen den Ehegatten verteilt“ werde, so Lindner. „Eine Abschaffung des Splitting-Vorteils wäre dagegen eine Steuererhöhung ausgerechnet für Menschen, die füreinander Verantwortung übernehmen“. Die Paus-Aussagen seien aber „eine Vorahnung, was die Grünen mit der arbeitenden Bevölkerung planen“. (fis)
Kommentar Seite 2
Wohnungen für Fachkräfte, Umzugsprämie für Rentner
DARMSTADT. Der Ökonom Bert Rürup sieht in der Wohnungsnot ein Problem für die Fachkräftezuwanderung. „Neben der schweren deutschen Sprache ist vor allem die höchst angespannte Wohnungssituation in den Ballungszentren ein zentrales Hindernis für Zuzüge“, erklärte der frühere Chef des Rats der Wirtschaftsweisen im Handelsblatt. Deshalb müßten Rentner, Pensionäre und Alleinwohnende endlich zum Umzug bewegt werden, denn ein „Grund für die Knappheit an Wohnraum in den Metropolen ist, daß viele Menschen in ihren angestammten vier Wänden wohnen bleiben, auch wenn sich die Anzahl der Haushaltsmitglieder aufgrund von Scheidung, Auszug der Kinder oder Tod des Partners verringert hat“, so der 80jährige emeritierte Finanzprofessor. Daher sei eine Umzugsprämie, wie es sie bereits in Darmstadt gebe, sinnvoll: Damit „ließen sich Mobilität und Effizienz auf dem Wohnungsmarkt steigern“. (fis)
Zahl der Woche
Im Schnitt 1.644 Euro Urlaubsgeld gibt es in diesem Jahr für jene 46,8 Prozent der Tarifbeschäftigten, die diese freiwillige Arbeitgeberleistung überhaupt erhalten. Das sind 42 Euro (2,6 Prozent) mehr als 2023. Die Pauschalreisepreise erhöhten sich hingegen um 5,6 Prozent. Das höchste tarifliche Urlaubsgeld gibt es mit 3.769 Euro im IT-Bereich, gefolgt von der Öl- und Gasförderung (3.138 Euro) und dem Maschinenbau (2.982 Euro). Das niedrigste Urlaubsgeld gibt es in der Leiharbeit (326 Euro) und der Landwirtschaft (361 Euro).
Quelle: Statistisches Bundesamt