Nato-Jubiläum und jetzt das Attentat auf Ex-Präsident Donald Trump: Seit dem TV-Duell zwischen Amtsinhaber Joe Biden und seinem Vorgänger läuft die Berichterstattung aus und über die Vereinigten Staaten wieder auf Hochtouren. Der Parteitag der Demokraten im August rückt näher, und auch der Wahltag am 5. November ist nicht mehr weit. Und wie bei den vergangenen zwei Präsidentschaftswahlen zelebrieren die deutschen Medien wieder eine Anti-Trump-Berichterstattung, die jedes Maß an Objektivität und Neutralität verloren hat.
So sprach die „Tagesschau“ kurz nach dem Angriff auf Trump lediglich von einem „Zwischenfall“, „ZDFheute“ von einem „Knall“. Der Spiegel schrieb von „mutmaßlichen Schüssen“, da hatten Millionen Bürger bereits die Videos auf X & Co. gesehen. Methoden der Verharmlosung gemischt mit Schadenfreude: Kaberettist und ÖRR-Moderator Florian Schröder sagte nach dem Anschlag in den sozialen Medien „Oh, Scheiße, warum war es nur das Ohr“, um anschließend Trumps „Fight! Fight!“-Rufe nach dem Attentat despektierlich nachzuäffen.
Bereits im Januar, also zu Beginn des Präsidentschaftswahljahres, veröffentliche der Spiegel „ein Szenario“ eines „Diktator Trump“ und suggerierte mit der Unterüberschrift „Pläne für eine zweite Amtszeit“, daß dieses in Deutschland zusammengesponnene Szenario tatsächliche totalitäre Vorhaben beinhalte. „Der Ex-Präsident und seine Getreuen haben die Demokratie zum Feind erklärt und wollen das Büdnissystem des Westens zertrümmern“, hieß es Panik schürend beim einstigen „Sturmgeschütz der Demokratie“, das seine Feuerkraft längst verlagert hat.
Damit gab das Hamburger Magazin zum Jahresanfang schon mal Takt und Richtung für die US-Berichterstattung der folgenden Monate vor. Und die Kollegen ziehen nach. „Das Stampfen einer Kampfmaschine“ titelte die Zeit Anfang Juli, darüber das böse dreinblickende Schwarz-Weiß-Foto eines Trump mit heruntergezogenen Mundwinkeln. „Droht Amerika ein Blutbad?“, fragt der österreichische Kurier. Und das Jugendportal Watson meint: „Biden muß bleiben – wer jetzt über sein Alter meckert, ist late in the game.“ Und wieder der Spiegel fragte auf seinem Titel vom 6. Juli: „Läßt sich Trumps autoritäre Herrschaft verhindern?“
Apropos „Blutbad“: Im März war die Empörung groß über Trumps angebliche Blutbad-Androhung, wenn er „nicht gewählt werde“. Doch das Zitat von einer Wahlkampfveranstaltung in Ohio wurde diffamierend aus dem ökonomischen Kontext gerissen. In seiner Rede sprach Trump von chinesischen Autos, die in Mexiko produziert werden: „Wir werden auf jedes einzelne Auto, das über die Grenze kommt, einen Zoll von 100 Prozent erheben. Und sie werden diese Autos nicht mehr verkaufen können, wenn ich gewählt werde! Wenn ich nicht gewählt werde, wird es ein Blutbad für das ganze – das wird noch das Mindeste sein, es wird ein Blutbad für das Land sein. Das wird noch das Mindeste sein. Aber sie werden diese Autos nicht verkaufen.“ Es scheinen alle Mittel recht zu sein, Trump als „Faschisten“ und „Rassisten“ darzustellen, den man mit allen Mitteln verhindern müsse. Der Stern zeigte Trump bereits mit Hitlergruß auf seinem Cover, der Spiegel ihn mit weißer Kuk-Klux-Klan-Kapuze, als heranrasenden Meteroiden oder zündelnden „Feuerteufel“.
Während der woke Zeitgeist keine Gelegenheit ausläßt, um „Bodyshaming“ anzuprangern, ergehen sich deutsche Medien bei Trump in fiesesten Attacken auf Äußerlichkeiten unter der Gürtellinie – verbunden mit verallgemeinernden Behauptungen fern realer Erhebungen. So hieß es Ende Juni nach dem TV-Duell auf stern.de: „Trump erzeugt eine fast körperliche Abscheu. Gerade in Europa und besonders in Deutschland ist Trump verhaßt, bei vielen Menschen erzeugen schon seine orangefarbene Haut, die Fönfrisör, seine ganze Gestik und Mimik ein fast körperliches Unwohlsein.“
Fehltritte werden ausgeschlachtet oder eben kleingeredet
Mit geradezu bösartiger überwachungsähnlicher Pingeligkeit wird hierzulande alles beäugt und ausgeschlachtet, Hauptsache es läßt Trump irgendwie schlecht, peinlich, schrullig oder zwielichtig aussehen. Schon Anfang April hatte der Stern keine wichtigeren Themen in den USA ausgemacht als die weltbewegende Frage „Donald Trump schrumpft. Nimmt er die Abnehmspritze – oder macht er Diät?“ Genüßlich werden linksliberale Fernsehmoderatoren als Kronzeugen für eine angebliche Debatte über Trumps Figur herangezogen: „Der Blick auf den Bauchumfang des Populisten sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen, Jimmy Kimmel, Jimmy Fallon und all die Late-Night-Talker füllten ganze Sendungen mit Monologen über Trumps Bauchfett.“ Gleichzeitig weigerte sich die deutsche Presse geradezu, Joe Bidens offensichtlichen körperlichen und geistigen Verfall während der vergangenen Jahre anzusprechen und mögliche Konsequenzen zu analysieren. Sie reagierte erst, als das TV-Duell einem weltweiten Millionenpublikum den nicht mehr zu vertuschenden Zustand des mächtigsten Mannes der Welt vor Augen führte.
Dieses Aussparen und Verknappen beim Berichten hat System. Während Joe Bidens mögliche Verstrickung in die Laptop-Affäre seines Sohnes Hunter in Deutschland gepflegt vernachlässigt wurde, ist bei Trump jede Anklage, jeder Gerichtstermin mindestens eine Nachricht wert. Jeder, der irgendwann mal irgend etwas mit Donald Trump zu tun hatte – von Anwälten über Berater bis zu den Sprößlingen –, ist für deutsche Journalisten interessant und schlammschlachttauglich. Das ZDF veröffentlichte Anfang Juli gar „Trumps Terminkalender“ für „Wahlen und Prozesse“, und die ARD fragte angstmachend: „Ist die US-Demokratie noch zu retten?“ Zur Erinnerung: Auch gegen Joe Biden gab es Ende 2023 „Impeachment“-Bestrebungen.
Hunter Bidens Steuervergehen, der Prozeßstart Anfang Juni gegen ihn wegen eines illegalen Schußwaffenkaufs kümmern ebenfalls kaum jemanden. Stattdessen verharmloste die „Tagesschau“ die Skandale in der Vergangenheit schon mal gern und betonte, der Präsidentennachwuchs werde „wieder zur Zielscheibe“ und „rechte Medien triumphieren“. Also alles nur eine böswillige Kampagne; das behauptete das Weiße Haus auch lange angesichts der zahlreichen Videos, die einen verwirrten umherstolpernden Joe Biden zeigten – und deutsche Medien wiederholten es unkritisch.
Die Foto-Auswahl in Zeitungen und auf Online-Seiten spricht darüber hinaus eine eigene eindeutige Sprache. Während Trump oft in unvorteilhaften Posen mit skurrilen oder grimmigen Grimassen dargestellt wird, werden bei Biden eher staatsmännische vitale Aufnahmen ausgewählt – auch noch nach dem TV-Duell-Desaster. Insbesondere die mit großer Pilotensonnenbrille wirken dabei zunehmend lächerlich. Genauso wie die schnell in Artikel verpackten Stimmen, die sich hinter Biden stellen, ihm Siegeskonzepte nahelegen oder die ihn als Mann der Wahrheit und Freiheit preisen, ganz im vermeintlichen Gegensatz zu Donald Trump. Dazu wird jeder kleine vermeintliche Umfragezugewinn des Demokraten freudig aufgegriffen.
„Natürlich verdient er es, im Gefängnis zu sein“, betitelt Spiegel Online eine Meldung zu einem Times-Interview der britisch-amerikanischen Schauspielerin und Sängerin Minnie Driver über Donald Trump. Das Prinzip ist deutlich: International wird alles zusammengetragen – egal wie bekannt oder unbekannt –, was Trump kritisiert; Beschimpfungen des „amerikanischen Volks“ als „dumm“ inklusive. Stimmen hingegen, die weiterführende und berechtigte Fragen stellen, wer angesichts Bidens wirren Auftritten eigentlich die wirkliche Macht im Oval Office hat, werden bewußt ignoriert.