Springer verhandelt über Aufspaltung
BERLIN. Der Medienriese Springer steht vor eine Aufspaltung. Wie die Financial Times berichtet, haben der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner und die Verlegerwitwe Friede Springer entsprechende Gespräche mit dem 2019 eingestiegenen US-amerikanischen Finanzinvestor KKR aufgenommen. Demnach könnte KKR zusammen mit dem kanadischen Pensionsfonds CPPIB die Kontrolle über das Kleinanzeigengeschäft bekommen, zu dem unter anderem das Job-Portal Stepstone gehört, dessen geplanter Börsengang wegen des Ukrainekriegs momentan auf Eis liegt. Döpfner und Springer würden gemeinsam das Mediengeschäft mit den Titeln Bild, Welt, Politico und Business Insider kontrollieren. Beobachter gehen davon aus, daß eine Aufteilung einen Rückzug von KKR einleiten könnte. Noch hält die Beteiligungsgesellschaft 35,6 Prozent an Springer, CPPIB 12,9 Prozent und Döpfner 22 Prozent. Seit dem Einstieg vor fünf Jahren ist es kein Geheimnis, daß KKR in erster Linie an dem digitalen Anzeigenmarkt und weniger an der klassischen Pressesparte interessiert ist. Friede Springer ist bekannt dafür, das journalistische Vermächtnis ihres Mannes und die Zeitungsmarken bewahren zu wollen. In die Zeit der bisherigen Zusammenarbeit mit KKR fällt Springers Expansion in die USA und die Fokussierung auf den Digitalbereich samt Einsparungen in den Print-Redaktionen. Bisher halten sich die Beteiligten zu den Verhandlungen bedeckt. „Sowohl die Beschäftigten als auch die Öffentlichkeit haben ein Anrecht auf Klarheit“, kritisierte daher der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. „Wir haben es hier nicht mit einem Hinterhof-Tüftler, sondern mit Deutschlands größtem Medienkonzern zu tun.“ Sollte es in den Gesprächen nicht nur um eine Abspaltung der digitalen Werbeplattformen gehen, sondern auch um journalistische Medien, sei laut Beuster zudem „eine rote Linie überschritten, die nicht überschritten werden darf“. (gb)
Zeitungssterben: Haseloff gibt ÖRR Mitschuld
MAGDEBURG. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff hat dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine Mitschuld am regionalen Zeitungssterben gegeben. ARD und ZDF seien mitverantwortlich dafür, daß „gerade im ländlichen Raum die Zeitungen abschmieren, weil Sender massenhaft komplette Essays als Text ins Netz stellen“, betonte er gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Es gehe ihm dabei um die „Binnenpluralität“, stellte der CDU-Politiker klar. Die öffentlich-rechtlichen Sender „versuchen teilweise, psychologische Mechanismen in irgendeiner Weise für einen guten Zweck einzusetzen“, und begännen damit, „geistige Freiheit einzugrenzen und zu steuern“. Die Anstalten würden sich „den Themen, die vielen Menschen auf den Nägeln brennen, zu wenig widmen“. Klimapolitik beispielsweise spiele laut Demoskopie „kaum eine Rolle“ bei der Wahlentscheidung; das sollte man „zumindest zur Kenntnis nehmen“. (gb)
Aufgelesen
„Künstliche Doofheit ist die neueste Erfindung der Menschheit und vielleicht ihre letzte.“
Helge Schneider gegenüber der „Welt“