Kaum ist die EM vorbei, steht das nächste Großereignis an. In Paris beginnen am nächsten Freitag die Olympischen Sommerspiele. Die deutsche Mannschaft reist mit dem zweitgrößten Aufgebot aller Zeiten an. 463 Athleten kämpfen um Medaillen. Nur vor 28 Jahren, 1996 in Atlanta, war es mehr – exakt zwei. Wir können also durchaus von einer Rekordtruppe sprechen – zumal es noch Nachnominierungen geben kann. Aber spricht die schiere Quantität auch für Qualität? Ich habe mal meine Sportgeschichtsbücher gewälzt. Olympia 1952 habe ich dabei außer Acht gelassen, weil seinerzeit nur Westdeutschland und das Saarland – übrigens getrennt – antraten. So schlecht wie vor drei Jahren in Tokio – Olympia war wegen Corona um ein Jahr verschoben worden – hatten deutsche Sportler zuletzt 1932 abgeschnitten. Am Ende sprang, genau wie damals, nur Platz neun im Medaillenspiegel heraus.
Wird es wieder so unbefriedigend? Noch schlechter? Oder besser? Ein Blick in die Statistik gibt Hoffnung. Nach dem Tiefpunkt von Los Angeles vor 92 Jahren erreichte die deutsche Mannschaft bei den nächsten Olympischen Sommerspielen das einzige Mal den ersten Platz. 1936 in Berlin hängten die Athleten die USA ab und gewannen die mit Abstand meisten Medaillen – auch in Gold. So etwas gab es nie wieder. Aus Platz neun nun die Regel abzuleiten, daß es danach zum Spitzenrang reichen müßte, ist nicht nur gewagt, sondern Unsinn. Wie in der Wirtschaft fallen die Deutschen auch im Sport zurück, und die anderen Nationen werden besser. Ein einstelliger Tabellenplatz im Medaillenspiegel dürfte daher schon ein Erfolg sein. Ab Platz zehn wird es aber wirklich peinlich.