Das Schiff liegt in Bordeaux an der Pier. Victor Hugo hat einmal gesagt, diese Stadt sei eine Mischung aus Versailles und Antwerpen, also palastartige Architektur und Handelsstadt am Fluß. Wir verzichten auf eine Stadtrundfahrt, suchen stattdessen ein Postamt. Man schickt uns ausgerechnet zur „Cours Victor Hugo“, die ist lang und erstreckt sich in beide Richtungen. Ein netter Franzose hilft weiter. Die Post befindet sich etwa fünfhundert Meter links, erklärt er und warnt: „Die Gegend ist fest in nordafrikanischer Hand und sehr explosiv. Besser, Sie kehren um.“
Natürlich hören wir nicht auf ihn, sind aber wachsam. Vor dem Postamt schieben zwei Securité-Leute Dienst. Alles verläuft problemlos, trotzdem sind wir erleichtert, als wir die unübersichtliche Straße verlassen und in die Rue Sainte Catherine einbiegen, die vermeintlich längste Fußgängerzone Europas.
Ein Straßenmusikant hat sein beeindruckendes Instrument aus Dutzenden Flaschen aufgebaut.
Alle fünf Meter lagern Bettler, sauber gekleidet, liebevoll mit ihren Hunden zugange. Ein Straßenmusikant hat schon eine Menschenmenge angelockt. Gerade baut er sich vor einer zwei Meter hohen Etagere auf, an der 70 bis 80 Flaschen mit unterschiedlichen Mengen gefärbten Wassers hängen und kloppt mit zwei Trommelstöcken in affenartiger Geschwindigkeit im Takt gegen die Buddeln. Mit Hilfe von Stereo-Grundmusik ertönt der Säbeltanz von Khachaturian.
Zurück zum Schiff auf der berühmten Uferpromenade, auf der sich Spaziergänger, Jogger, Rollerraser und E-Biker rücksichtslos den Weg bahnen und übersehen, daß jede Gruppe ihre eigene Spur hat. Wir finden eine freie Bank, von der wir nicht nur das quirlige Treiben beobachten können, sondern auch den Rummel vor einem tributpflichtigen Toilettenhäuschen.
Es ist besetzt, und die Schlange der Wartenden ist auf elf Leute unterschiedlichen Geschlechts angewachsen. Wütendes Hämmern gegen die Klotür – vergeblich. Nach zehn Minuten verläßt eine vollverschleierte, beleibte Frau mit Kinderwagen das Etablissement. Wie sagte einst Konfuzius? „Laß nichts Böses in deinen Gedanken sein.“
Ich hab’s eine Zeitlang mit Joggen versucht, aber die Eiswürfel fielen mir ständig aus dem Glas.
David Lee Roth, Rocksänger, (*1954)