© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 31-32/24 / 26. Juli 2024

Aufgeschnappt
Wenn Exotik amtlich markiert wird
Matthias Bäkermann

Luan Thanh Nguyen und Sascha Disselkamp staunten nicht schlecht, als sie Ende Juni ein amtliches Schreiben – drei Seiten plus Anhänge – aus ihrem Briefkasten fischten. Dem Veranstalter des Asian Streetfood Festivals in Berlin-Kreuzberg und dem Gastro-Dienstleister werden darin antirassistische Leviten gelesen. Absender ist die 2021 vom rot-rot-grünen Senat eingesetzte „Jury gegen diskrimierende und sexistische Werbung“, die bei dem kulinarischen Event „einige kritische Elemente“ entdeckt haben will, wie der Berliner Tagesspiegel berichtet. Nguyen und Disselkamp trügen zur „Verfestigung von Steroetypen“ bei. Bereits die Bezeichnung „Asian Food“ reduziere die Vielfalt des Kontinents und werde den diversen „kulinarischen Tradionen und kulturellen Spezifika nicht gerecht“, belehrt Jury-Vorsitzende Iris Rajanavagam streng. Auch der Begriff „exotische Welt asiatischer Straßenküche“ sei problematisch, da der Begriff „exotisch“ Menschen häufig als „nicht dazugehörig“ markiere. Deshalb fordert Rajanavagam, die postkoloniale Studien studiert hat und jetzt bei der Bundeszentrale für politische Bildung ihre Brötchen verdient, die Festival-Veranstalter innerhalb einer Frist auf, Stellung zu „daraus resultierenden Schritten“ zu nehmen.