© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 31-32/24 / 26. Juli 2024

Flaggenstreit der Woche
Die Fahne runter
Vincent Steinkohl

Seit Jahren thront sie majestätisch über den Köpfen der Badegäste im Pforzheimer Wartbergfreibad: die Deutschlandfahne. Ganz unkontrovers, schwarz-rot-gold. Auf dem Zehn-Meter-Turm. Doch damit ist Schluß. Seit einigen Wochen ist der Fahnenmast verwaist. Was war passiert? Ein Mitarbeiter des Bades sagte der JUNGEN FREIHEIT, es habe sich um eine Dienstanweisung der CDU-geführten Stadtverwaltung gehandelt – da könne man nichts machen. „Wir würden mit der Fahne die vielen Badegäste mit Migrationshintergrund provozieren“, gibt der Angestellte die Begründung wieder. Bereits in der vergangenen Badesaison hätten sich vereinzelte Badbesucher beschwert. Keine Bürgerinitiative, keine Unterschriftenaktion – nur einige wenige Einzelpersonen. Die Chefs des Bads hätten das nicht ernstgenommen, schildert der Mitarbeiter gegenüber der JF. Bis am 21. Juni dieses Jahres dann die offizielle Dienstanweisung kam, das unliebsame Textil zu entfernen. Noch am selben Tag leistet die Badleitung Folge. Auf Nachfrage der jungen freiheit bestätigte ein Sprecher der Stadt die Anweisung, die Fahne abzunehmen. Es hätten sich „tatsächlich Gäste beschwert, daß die Deutschlandfahne dort hängt. Es haben sich danach aber auch Gäste beschwert, daß die Fahne abgehängt worden ist“. Das Bad sei „ein Dienstgebäude der Stadt“. Dort würden „die Regelungen der Verwaltungsvorschrift des Staatsministeriums Baden-Württemberg zur Beflaggung der Dienstgebäude“ gelten. Weil der Sprungturm keine Vorrichtung zur Anbringung einer Flagge habe, bestünde die Gefahr, „daß die Fahne herabfällt und es zu Verletzungen von Badegästen kommt“. Apropos Schutz der Gäste: Seit einem Jahr patrouillieren eigens drei Sicherheitskräfte an Becken und Liegewiese. Weil es – anders als früher – vermehrt zu „Auseinandersetzungen“ zwischen Besuchern kam. Unklar, ob es dabei um die Fahne ging …