Frauenrechtler fordern Kopftuchverbot für Kinder
BERLIN. Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes hat ein bundesweites Kopftuchverbot in Schulen für Mädchen bis zum Alter von 14 Jahren gefordert. „Terre des Femmes setzt sich seit langem für eine bundesweite Regelung gegen das Tragen sogenannter Kinderkopftücher in öffentlichen Bildungseinrichtungen ein“, machte die Organisation deutlich und ergänzte: „Die Neuregelung zum sogenannten Kinderkopftuch soll das Verbot aller religiösen und weltanschaulichen Symbole in Schulen umfassen.“ Hintergrund für die erneute Forderung ist eine nicht-repräsentative Umfrage unter 784 Lehrern, die Terre des Femmes durchgeführt hatte. Darin gaben 71 Prozent der befragten Lehrer an, daß sie Mädchen unter 14 Jahren unterrichten, die in der Schule ein Kopftuch tragen. 31 Prozent der Lehrer hatten laut der Umfrage „immer“ beziehungsweise „häufig“ den Eindruck, daß die Mädchen ihre Kopftücher nicht freiwillig tragen. Eine Lehrkraft wird etwa mit den Worten zitiert: „Das Kopftuch wird zumeist als Symbol der Abgrenzung getragen. Häufig gepaart mit anderen klassisch muslimischen Kleidungsstücken. Es geht lange nicht mehr nur um ein Kopftuch. Auch radikalere Formen wie ein Tschador sind häufig schon ab Jahrgang 5 oder 6 zu sehen […]. Westlich gekleidete Mädchen gelten oft als ‘unrein’ oder ‘haram’. Die Bezeichnung Kuffar ist häufig zu hören… [Anmerkung: Kuffar kommt aus dem Arabischen und kann mit Ungläubige übersetzt werden]“. Im Deutschen Bundestag hatte die AfD im März ebenfalls ein bundesweites Verbot des Kinderkopftuchs in öffentlichen Kindertageseinrichtungen und Schulen gefordert. Der Antrag war von allen anderen Parteien abgelehnt worden. (dh)
Klaus von Dohnanyi stellt sich hinter Wagenknecht
BERLIN. Das SPD-Urgestein Klaus von Dohnanyi hat sich im Streit mit seiner eigenen Partei hinter Sahra Wagenknecht (BSW) gestellt. „In der SPD kritisiert so gut wie niemand, daß der Kanzler nur für Kanonen wirbt und nicht zugleich auch für Verhandlungen“, sagte der ehemalige Erste Bürgermeister von Hamburg und einstige Bundesbildungsminister vorigen Freitag den Zeitungen der Funke-Mediengruppe gegenüber. Er bedauere den Kurs der Bundesregierung im Ukraine-Krieg sehr. „Deshalb unterstütze ich Sahra Wagenknecht, weil sie für Verhandlungen mit Rußland eintritt.“ Die SPD habe im Lauf ihrer Geschichte immer wieder aus zwei Wurzeln Kraft gezogen, nämlich aus der Friedens- und der Sozialpolitik. „Seitdem die SPD die Wurzel Friedenspolitik abgehackt hat, verdient sie zu Recht keine besseren Wahlergebnisse als sie heute bekommt“, so der 96jährige. Die Sozialdemokratie sei derzeit drauf und dran, sich selbst zu verraten. Austreten wolle er aber dennoch nicht. „Die SPD muß mich ertragen – so wie ich sie ertrage.“ Von Dohnanyi gehört zu den bekanntesten Vertretern der deutschen Sozialdemokratie. Als Bundesminister für Bildung und Wissenschaft arbeitete er zwischen 1972 und 1974 in der Regierung Willy Brandts. (fw)