© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 31-32/24 / 26. Juli 2024

CD-Kritik: Emanuel Schikaneder et al. – Der Stein der Weisen
Zauberoper, jugendfrei
Jens Knorr

Seit Entdeckung von Mozarts Namen in einer Kopie der Partitur zu der Maschinen-Komödie „Stein der Weisen oder: Die Zauberinsel“, der Einspielung durch das Boston Baroque (1998) und szenischen Erprobungen ist die Kollektivarbeit der Herren Henneberg, Schack, Gerl und eben Mozart im Auftrag des Schauspielers, Sängers, Librettisten und Komponisten Emanuel Schikaneder im Gespräch. Letztens haben sich Konstantin Krimmel (JF 37/23) und die Hofkapelle München unter Rüdiger Lotter nachdrücklich für die Baritonpartien des Singspiels und überhaupt für das Genre der Zauberoper mit Grips und Stimme eingesetzt.

Nun hat Lotter mit demselben Klangkörper sowie dem Chor der KlangVerwaltung und sowohl jungen als auch gestandenen Gesangssolisten die Diskussion um die richtige Fassung mit seiner Version des Singspiels bereichert.

Was das Orchester über die Bostoner Einspielung hinaus der Partitur abzuhorchen sucht, ihren Tief- im Flachsinn, ihre kostbaren musikalischen Momente aus unterster Schublade, hier wie da auf historischen Instrumenten, das nehmen die Sänger der Münchner Einspielung leider nur bedingt auf. Allzusehr scheinen sie das Folgestück, nämlich Mozarts „Zauberflöte“, mitdenken, mitsingen und mitsprechen zu wollen. Das macht bewußt, daß Schikaneders Vorstadtoper zwar durchaus auf Tonträger überwintern kann, aber auf die Bühne gehört, mit Scherz, Ironie und tieferer Bedeutung exekutiert, die Scherze bitte stets unter der Gürtellinie, wie es sich für Wolfgang Amadé gehört.


Emanuel Schikaneder Der Stein der Weisen, Sony Classical 2024 www.sonyclassical.de, https://hofkapelle-muenchen.de