© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 31-32/24 / 26. Juli 2024

Filmkritik / Zeuge einer Verschwörung
Die Tat eines Einzelnen
Werner Olles

Auf einer Aussichtsplattform in Seattle wird am amerikanischen Nationalfeiertag der US-Senator Charles Carroll (Bill Choyce) ermordet. Bei der versuchten Festnahme des Attentäters stürzt dieser in die Tiefe. Zeugen des Attentats sind der Lokalreporter Joe Frady (Warren Beatty), die TV-Reporterin Lee Carter (Paula Prentiss) und Carrolls Berater Austin Tucker (William Daniels). Eine Untersuchungskommission kommt zu dem Schluß, daß der Anschlag die Tat eines Einzelnen war.

Wenig später erhält Frady von Lee die Information, daß weitere Zeugen des Attentats unter dubiosen Umständen ums Leben kamen. Danach wird auch sie tot aufgefunden. Bei Joe erhärtet sich der Verdacht einer Verschwörung, und er sucht nach Hinweisen auf den verschwundenen Tucker. Schließlich findet er Unterlagen der Parallax Corporation, die anscheinend Auftragsmörder rekrutiert. Es gelingt ihm, den untergetauchten Tucker aufzuspüren, doch bei einem Ausflug mit dessen Jacht werden dieser und sein Leibwächter durch eine Sprengladung getötet.

Unter falscher Identität läßt sich Frady von der Parallax Corporation anwerben. Er wird etlichen Tests unterzogen, und man spielt ihm einen Film vor, der sich mit den Grundwerten der Verfassung und der Bereitschaft zur Gewalt befaßt. Als er von der Firma seinen ersten Auftrag erhält, verfolgt er den ihm bekannten Attentäter und findet sich in einem riesigen Saal wieder, in dem ein Wahlkampfauftritt von Senator John Hammond (Jim Davis) stattfindet. Der Senator wird von Parallax aus dem Hinterhalt erschossen und der Verdacht auf Joe gelenkt, der ebenfalls von einem Parallax-Killer getötet wird. Die Untersuchungskommission stellt fest, daß die Ermordung des Senators die Tat des Einzeltäters Joe Frady war.

Alan J. Pakulas Politthriller „Zeuge einer Verschwörung“ („The Parallax View“, USA 1974) bildet mit „Klute“ (1971) und „Die Unbestechlichen“ (1976) die sogenannte „Paranoia-Trilogie“ im Werk des Regisseurs. Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklung in den USA gilt der Film als symbolischer Ausdruck der paranoiden regierungsfeindlichen Stimmung seit den Kennedy-Attentaten, dem Watergate-Skandal und dem Vietnamkrieg, die dem ganzen Land ihren Stempel aufdrückten. Pakulas Film zeigt, daß das alte Amerika mit seinen anachronistischen Wertvorstellungen endgültig gestorben ist.


DVD: Zeuge einer Verschwörung. Plaion Pictures, Laufzeit 98 Minuten